Themenschwerpunkt

Kinderreha

© Diakonie/Ulrike Pape

Trotz Krankheit am Leben teilhaben

Eine Kinderreha besuchen jedes Jahr insgesamt etwa 45.000 Kinder und Jugendliche mit chronischen Krankheiten wie Übergewicht, Bronchitis oder Rückenproblemen. Im Vordergrund steht dabei zu lernen, mit der Krankheit den Alltag in der Familie, mit Freunden oder in der Schule zu bewältigen. Die Kinder- und Jugendrehabilitation, kurz Kinderreha, dient somit dem sozialpolitischen Ziel der gleichen und möglichst selbstbestimmten Teilhabe aller Menschen.

Den Zugang zur Kinderreha vereinfachen

In Deutschland gibt es um die 40 Kinderreha-Kliniken, zehn davon werden von der Diakonie betrieben. Neuerdings sind auch ambulante Angebote möglich. Die Diakonie setzt sich dafür ein, den Zugang zur Kinderreha zu vereinfachen, um möglichst vielen Kindern und Jugendlichen eine Reha zu ermöglichen. Wichtig zu wissen: Eine Kinderreha ist etwas anderes als eine Mutter- oder Vater-Kind-Kur.

Maria Loheide, Vorstand Sozialpolitik der Diakonie Deutschland

„Chronisch kranken Kindern und Jugendlichen werden in der Reha neue Lebenschancen eröffnet. Oft wissen Eltern nichts von der Möglichkeit einer Kinderreha. Deshalb muss besser informiert und der Zugang vereinfacht werden.”

Nachgefragt

Die Kinderreha ist im Wandel. Bislang gibt es fast ausschließlich stationäre Kliniken für Kinderreha. Seit dem "Flexirentengesetz" sind auch ambulante Angebote möglich. Zudem sollen die Eltern stärker beteiligt werden. Was das für die Kinderreha konkret bedeutet, erläutert im Nachgefragt-Interview Dr. Tomas Steffens, Referent für Medizinische Rehabilitation, Prävention und Selbsthilfe bei der Diakonie Deutschland.

Dr. Tomas Steffens: Bislang gibt es kaum ambulante Angebote, sie müssen erst entwickelt werden. Das neue ambulante Angebot ist für die Leistungserbringer wie Krankenkassen und auch für die Reha-Träger eine Herausforderung, denn es bedarf neuer Konzepte und deren Umsetzung. Es muss nämlich in Zukunft genau geschaut werden, welches Angebot - ob ambulant oder stationär - für ein Kind geeigneter ist.

Steffens:  Gemeinsam haben beide, dass ein interdisziplinäres Team die Kinder behandelt. Aber das Kind geht nicht in eine Klinik, sondern nur tagsüber zur ambulanten Reha-Einrichtung, und schläft zu Hause. Möglich ist auch eine Kombination von stationärem Aufenthalt und ambulanter Reha. Von der Konzeption her ist die ambulante Reha näher am Alltagsleben, denn das Kind bleibt in seiner gewohnten Umgebung wohnen. Es gibt aber auch Kinder und Jugendliche, für die die Klinik die bessere Lösung ist, weil sie Abstand zur Familie und zum Alltag gewinnen.

Steffens: Mit dem "Flexirentengesetz" aus dem 6. Sozialgesetzbuch zur Rentenversicherung ist Folgendes festgelegt: Begleitpersonen bei Kindern bis zum 12. Lebensjahr sind nicht nur mit in die Klinik aufzunehmen, sondern auch in die Reha einzubeziehen, wenn das für den Reha-Erfolg notwendig ist. Reha-Patient bleibt aber das Kind. Die Kinder-Reha wird jedoch ein Stück weit systemischer ausgerichtet, denn das Familiensystem gerät mehr in den Blick. Das betrifft beispielsweise die Frage, wie in der Familie mit Krankheiten umgegangen wird oder wie bei den Jugendlichen die Ablösung in der Pubertät gut gelungen ist. Dazu braucht es in der Praxis gute Konzepte. Weil es sich um neue Leistungen handelt, die die Kliniken erbringen, muss das für sie auch vergütet werden. Wir als Diakonie sind im Bündnis für Kinderreha engagiert und setzen uns für diese neue systemische Ausrichtung ein.

Redaktion: Diakonie/Ulrike Pape

Geschichten aus unserer Arbeit

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    Ratgeber: Kinderreha

    In der Kinderreha lernen nicht nur die Kinder, mit der Krankheit im Alltag umzugehen, sondern auch ihre Eltern. Auf unserer Ratgeber-Seite finden Angehörige und alle Interessierten Antworten auf häufige Fragen rund um Kinderreha. 

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    Mit Übergewicht in der Kinderreha

    Immer der Außenseiter wegen Übergewicht? Wie aufbauend die Kinderreha wirken kann, erzählt Oliver, der mit seinem Vater zur Kinderreha in der Sophienklinik Bad Sulza ist

    © Diakonie/Ulrike Pape

Ansprechpartner

© Hermann Bredehorst

Dr. Tomas Steffens

Medizinische Rehabilitation, Prävention und Selbsthilfe

030 65211-1665

[email protected]