Illustration Menschen mit Behinderung
© Diakonie/Francesco Ciccolella
Tag der Menschen mit Behinderung

Inklusions-Coaches stärken Mitbestimmung

Modellprojekt zieht positive Bilanz

03.12.2025

Durch das Modelprojekt „Mehr Mitbestimmen“ konnte die Partizipation von Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen in Einrichtungen spürbar gestärkt werden. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Evaluation des dreijährigen Modelprojektes, in dem sich rund 200 Teilnehmer:innen mit dem Thema Mitbestimmung auseinandersetzten. Ziel war es, Teilhabeprozesse in Einrichtungen der Eingliederungshilfe zu reflektieren, zu verbessern und nachhaltig zu verankern. Das Modellprojekt setzte dabei konsequent auf einen partizipativen Ansatz: Inklusions-Coaches – Teams aus Menschen mit und ohne Behinderung – führten die Schulungen durch. Der evangelische Bundesfachverband für Teilhabe (BeB) und die Diakonie Deutschland haben das Projekt nun evaluiert und ziehen eine positive Bilanz.

Die Angebote wurden von allen Beteiligten als großer Gewinn erlebt. Besonders die Peer-Schulungen stärkten das Selbstbewusstsein. „Wir sind Expert:innen in Mitbestimmung – fast schon wie Professoren!“, fasste ein Inklusions-Coach zusammen. 
 
Pfarrer Frank Stefan, Vorsitzender des BeB: „Mitbestimmung ist kein Zusatz, sondern ein Grundrecht. Das Projekt ‚Mehr Mitbestimmen‘ hat gezeigt, wie viel möglich ist, wenn Menschen mit Behinderung als Expert:innen in eigener Sache ernst genommen werden. Jetzt ist die Politik gefordert: Wir brauchen verbindliche Strukturen und klare gesetzliche Rahmenbedingungen, damit Teilhabe nicht vom Engagement Einzelner abhängt, sondern selbstverständlich wird. Und auch für Dienste und Einrichtungen hat das Projekt gute und gangbare Wege zu mehr Partizipation aufgezeigt. Hier sind auch wir gefordert.“ 
 
Elke Ronneberger, Bundesvorständin Sozialpolitik der Diakonie Deutschland: „Mitbestimmung in der Behindertenhilfe bleibt eine Herausforderung, solange sie nicht fest in den Strukturen der Einrichtungen verankert ist. Ohne systematische Unterstützung und echte Wertschätzung für Mitbestimmungsgruppen werden diese oft als zeitraubende Zusatzaufgabe wahrgenommen. Das Projekt zeigt, dass hier jedoch eine große Chance liegt, die sich langfristig auszahlt, wenn es um Teilhabe geht. Diese strukturellen Hürden werden wir nur überwinden, indem wir alle Beteiligten stärker einbinden, von den Führungskräften bis hin zu den Menschen mit Behinderung selbst.“ 
 
Zwischen 2023 und 2025 wurden mit finanzieller Unterstützung der Porsche AG Stuttgart insgesamt 30 Mitbestimmungsgruppen in Einrichtungen der Behindertenhilfe gegründet und begleitet. An 60 Schulungstagen lernten die rund 200 Teilnehmer:innen mit Behinderung sowie Mitarbeitende, ihren Mitbestimmungsbedarf systematisch zu erheben und eigene Mit-Bestimmungspläne zu entwickeln, umzusetzen und auszuwerten. 
 
Herausforderungen und Ausblick 
Der Evaluationsbericht zeigt weiterhin deutliche strukturelle Hürden: 60 Prozent sehen die Verankerung von Mitbestimmung als zentralen Handlungsbedarf. Ohne klare Verantwortlichkeiten bleibt Teilhabe vielerorts fragil. Der BeB plant daher, die Projekterkenntnisse zu nutzen, um Mitbestimmung dauerhaft in der Praxis zu verankern. Vorgesehen sind neue Unterstützungsangebote für Leitungen, Mitarbeitende und Selbstvertreter:innen sowie der Ausbau des Netzwerks Mitbestimmung.

Weitere Informationen

Kontakt

© Hermann Bredehorst

Kathrin Klinkusch

Pressesprecherin

030 652111780

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