Wohnungslosigkeit
Wohnungslosigkeit hat viele Gesichter
Wohnen ist ein Menschenrecht. Dennoch verfügen nicht alle Menschen in Deutschland über angemessenen Wohnraum. Als wohnungslos gelten Menschen, die über keine mietvertraglich abgesicherte Wohnung oder über selbstgenutztes Wohneigentum verfügen. Oft führen kritische Lebensereignisse wie Trennung, Arbeitslosigkeit, Tod des Partners beziehungsweise der Partnerin, Sucht oder Krankheit zu einer Situation, in der Mietschulden angehäuft werden. Gründe für Wohnungslosigkeit sind in den meisten Fällen Mietschulden, gepaart mit einer wirtschaftlichen Notlage.
Das Risiko wohnungslos zu werden ist besonders hoch bei Menschen, die sich in einer prekären Lebenslage befinden. Hierzu zählen unter anderem Menschen, die Sozialleistungen empfangen oder ein Niedrigeinkommen beziehen, Alleinerziehende, Menschen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen oder Haftentlassene.
Die Gruppe der von Wohnungslosigkeit betroffenen Menschen wird immer heterogener: Auch, wenn die meisten Wohnungslosen immer noch Männer mittleren Alters sind, nimmt der Anteil an Frauen, Familien mit Kindern, Jugendlichen und älteren Menschen zu. Zudem sind immer mehr EU-Bürger und -Bürgerinnen, die nach Deutschland migriert sind, von Wohnungslosigkeit betroffen.
Gerade in den großen Städten und Ballungsgebieten verfestigt sich Wohnungslosigkeit häufig, da es an bezahlbarem und angemessenem Wohnraum mangelt. Wohnungslose Menschen sind bei der Wohnungssuche häufig von Diskriminierung betroffen; sie werden stigmatisiert und ausgegrenzt. Der Zugang zu Wohnraum bleibt ihnen verwehrt.
Die Diakonie bietet für wohnungslose und obdachlose Menschen Tagesaufenthalte, Wohnungslosenheime und Nothilfe an. Sie ist mit 800 Angeboten die größte deutsche Anbieterin in der Wohnungslosenhilfe.
Wohnungslosigkeit als soziales Problem
Viele wohnungslose Menschen sind in ambulanten oder stationären Einrichtungen der Wohnungsnotfallhilfe untergebracht. Wohnungslosigkeit bedeutet also nicht, dass die Menschen ohne Unterkunft auf der Straße schlafen. Zudem gibt es viele wohnungslose Menschen, die zumindest kurzfristig bei Bekannten und Verwandten unterkommen. Ihre existenzielle Not bleibt für die Allgemeinheit häufig unsichtbar – man spricht auch von „verdeckter Wohnungslosigkeit“. Insbesondere Frauen begeben sich dabei nicht selten in belastende Abhängigkeitsverhältnisse. In letzter Zeit ist zudem zu beobachten, dass immer mehr Menschen wohnungslos sind, obwohl sie einen Job haben.
Wohnungslosigkeit stellt ein großes soziales Problem dar. Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft sind daher gefordert, alles Notwendige zu unternehmen, um sie zu überwinden.
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Nachgefragt
Wohnen ist ein Menschenrecht. Dennoch gibt es viele Menschen, die wohnungslos sind und über keinen eigenen Mietvertrag verfügen. Was getan werden müsste, um Wohnungslosigkeit zu überwinden und welche Angebote die Diakonie für wohnungslose Menschen hat, erklärt Diakonie-Experte Lars Schäfer.
Lars Schäfer: Bezahlbarer Wohnraum wird für ärmere Menschen, aber auch für die Mittelschicht immer knapper. Dies liegt an einer verfehlten Wohnungspolitik in den letzten Jahren. Die langfristige Versorgung mit bezahlbarem Wohnraum wurde in erster Linie dem Markt überlassen. Wir haben aktuell viel zu wenige Sozialwohnungen. Zudem haben wohnungslose Menschen kaum Zugang zu eigenem Wohnraum, da sie aufgrund ihrer Lebenslage und ihrer Einkommenssituation strukturell benachteiligt sind.
Schäfer: Wir müssen den sozialen, kommunalen Wohnungsbau wieder stärken. Die Kommunen müssen endlich wieder einen eigenen Bestand aufbauen und strategische Partnerschaften mit Wohnungsunternehmen eingehen, die sozial handeln. Wir brauchen eine soziale Wohnungspolitik, die gezielt Menschen unterstützt, die am Wohnungsmarkt strukturell benachteiligt sind, wie zum Beispiel wohnungslose Menschen.
Schäfer: Die Diakonie bietet für wohnungslose und obdachlose Menschen unter anderem Tagesaufenthalte, Beratungsstellen sowie ambulante und stationäre Einrichtungen zur Unterbringung an. Zudem organisiert sie Nothilfe, wie im Winter die Kältehilfe. In den großen Städten sind Busse unterwegs, wie der Kältebus in Berlin oder der Mitternachtsbus in Hamburg. Sie versorgen wohnungslose Menschen mit heißen Getränken, Decken und Schlafsäcken. Wir versuchen wohnungslose Menschen mit eigenem Wohnraum zu versorgen und beraten und unterstützen, wenn Menschen der Verlust ihrer Wohnung droht. Wir wollen, dass die Menschen ihr Recht auf Wohnraum verwirklich können.
Wohnungslosigkeit bekämpfen: Beispiele aus unserer Arbeit
Ansprechpartner

Lars Schäfer
Wohnungsnotfall- und Straffälligenhilfe, Hilfe in besonderen Lebenslagen
[email protected]Fachverband
Evangelischer Bundesfachverband Existenzsicherung und Teilhabe (EBET) e.V. Wohnungsnotfall- und Straffälligenhilfe
Berlin
www.ebet-ev.de*aus der Reihe epd-Dokumentation: www.epd.de/fachdienst/dokumentation/startseite