Themenschwerpunkt

Wohnungslosigkeit

© Diakonie/Hermann Bredehorst

Wohnungslosigkeit hat viele Gesichter

Wohnen ist ein Menschenrecht. Dennoch verfügen nicht alle Menschen in Deutschland über angemessenen Wohnraum. Als wohnungslos gelten Menschen, die über keine mietvertraglich abgesicherte Wohnung oder über selbstgenutztes Wohneigentum verfügen. Oft führen kritische Lebensereignisse wie Trennung, Arbeitslosigkeit, Tod des Partners beziehungsweise der Partnerin, Sucht oder Krankheit zu einer Situation, in der Mietschulden angehäuft werden. Gründe für Wohnungslosigkeit sind in den meisten Fällen Mietschulden, gepaart mit einer wirtschaftlichen Notlage. 

Das Risiko wohnungslos zu werden ist besonders hoch bei Menschen, die sich in einer prekären Lebenslage befinden. Hierzu zählen unter anderem Menschen, die Sozialleistungen empfangen oder ein Niedrigeinkommen beziehen, Alleinerziehende, Menschen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen oder Haftentlassene.

Die Gruppe der von Wohnungslosigkeit betroffenen Menschen wird immer heterogener: Auch, wenn die meisten Wohnungslosen immer noch Männer mittleren Alters sind, nimmt der Anteil an Frauen, Familien mit Kindern, Jugendlichen und älteren Menschen zu. Zudem sind immer mehr EU-Bürger und -Bürgerinnen, die nach Deutschland migriert sind, von Wohnungslosigkeit betroffen.

Gerade in den großen Städten und Ballungsgebieten verfestigt sich Wohnungslosigkeit häufig, da es an bezahlbarem und angemessenem Wohnraum mangelt. Wohnungslose Menschen sind bei der Wohnungssuche häufig von Diskriminierung betroffen; sie werden stigmatisiert und ausgegrenzt. Der Zugang zu Wohnraum bleibt ihnen verwehrt.

Die Diakonie bietet für wohnungslose und obdachlose Menschen Tagesaufenthalte, Wohnungslosenheime und Nothilfe an. Sie ist mit 800 Angeboten die größte deutsche Anbieterin in der Wohnungslosenhilfe.

Wohnungslosigkeit als soziales Problem

Viele wohnungslose Menschen sind in ambulanten oder stationären Einrichtungen der Wohnungsnotfallhilfe untergebracht. Wohnungslosigkeit bedeutet also nicht, dass die Menschen ohne Unterkunft auf der Straße schlafen. Zudem gibt es viele wohnungslose Menschen, die zumindest kurzfristig bei Bekannten und Verwandten unterkommen. Ihre existenzielle Not bleibt für die Allgemeinheit häufig unsichtbar – man spricht auch von „verdeckter Wohnungslosigkeit“. Insbesondere Frauen begeben sich dabei nicht selten in belastende Abhängigkeitsverhältnisse. In letzter Zeit ist zudem zu beobachten, dass immer mehr Menschen wohnungslos sind, obwohl sie einen Job haben.

Wohnungslosigkeit stellt ein großes soziales Problem dar. Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft sind daher gefordert, alles Notwendige zu unternehmen, um sie zu überwinden.

Mehr Hintergründe und Fakten zum Thema Obdachlosigkeit und Wohnungslosigkeit

Nachgefragt

Durch steigende Mieten werden immer mehr Menschen obdachlos. Was der Staat jetzt tun muss und welche Angebote die Diakonie für wohnungslose Menschen hat, erklärt Diakonie-Experte Rolf Keicher.

Rolf Keicher: Bezahlbarer Wohnraum wird für ärmere Menschen, aber auch für die Mittelschicht immer knapper. Auslöser ist der anhaltende Immobilienboom und die daraus folgenden hohen Grundstückspreise. Es gibt viel zu wenig mietpreisgebundene Wohnungen und kommunale bezahlbare Wohnungen. Auf der anderen Seite nimmt der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum ständig zu: Von der alleinerziehenden Altenpflegehelferin hin zu der Familie aus Syrien. Und wenn man dann eine neue Wohnung sucht und nichts findet, kann man schnell auf der Straße landen.

Keicher: Wir müssen den sozialen, kommunalen Wohnungsbau wieder stärken. Die Kommunen müssen endlich wieder einen eigenen Bestand aufbauen und strategische Partnerschaften mit Wohnungsunternehmen eingehen, die sozial Handeln. Es kann nicht weiter auf dem Rücken der Betroffenen ausgetragen werden.

Keicher: Die Diakonie organisiert zum einen Nothilfe, wie im Winter die Kältehilfe für obdachlose Menschen. In den großen Städten sind Busse unterwegs, wie der Kältebus in Berlin oder der Mitternachtsbus in Hamburg. Sie versorgen Obdachlose mit heißen Getränken, Decken und Schlafsäcken. Dann haben wir Wohnheime für obdachlose Menschen und wir versuchen mehr Wohnungen an Obdachlose zu vermieten, aber auch wir sind von dem Wahnsinn auf dem Immobilienmarkt betroffen.

Aber natürlich geht es uns auch um nachhaltige Sozialarbeit: Wir wollen, dass die Menschen ihr Recht auf Wohnraum verwirklich können. Dazu gibt es die Sozialberatungen.

Wohnungslosigkeit bekämpfen: Beispiele aus unserer Arbeit

  • Betroffene erzählen

    Wege aus der Wohnungslosigkeit

    "Wohnungslosigkeit" ist oft mit Vorurteilen besetzt. Dabei gibt es verschiedene Gründe, weswegen ein Mensch von einem Tag auf den anderen wohnungslos werden kann.

    © Diakonie
  • Diakonie Rheinland Westfalen lippe

    Kampagne: Fairer Wohnraum

    Die Mieten steigen und die Solidarität mit am Wohnungsmarkt benachteiligten Menschen schwindet. Deshalb wollen wir Lösungen entwickeln, damit fairer Wohnraum für Alle möglich wird.

  • Obdachlose Menschen

    5 Möglichkeiten zu helfen

    Der Winter beginnt – eine oft harte Jahreszeit für obdachlose Menschen. Wie helfen? Wir haben obdachlose Menschen und unsere Sozialarbeiter gefragt, wie Sie helfen können.

    © Diakonie/Hermann Bredehorst
  • Checkliste

    Basiskonto für alle

    Seit das Basiskonto für alle eingeführt wurde, haben auch Personen ohne festen Wohnsitz einen Rechtsanspruch auf ein Konto. Alle Infos in der Checkliste.

    © Diakonie/Anieke Becker
  • Wohnunglosenhilfe

    Die Frostschutzengel

    Sozialberatung auf Polnisch, Russisch und Bulgarisch - mit Sprach- und Fachkompetenz trifft das in Deutschland einmalige Projekt "Frostschutzengel plus" einen Nerv in den Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe.

    © Diakonie/Kathrin Harms

Ansprechpartner

© Hermann Bredehorst

Lars Schäfer

Wohnungsnotfall- und Straffälligenhilfe

030 65211-1816

[email protected]

Fachverband

Evangelischer Bundesfachverband Existenzsicherung und Teilhabe (EBET) e.V. Wohnungsnotfall- und Straffälligenhilfe

Berlin

www.ebet-ev.de

*aus der Reihe epd-Dokumentation: www.epd.de/fachdienst/dokumentation/startseite