Wohnungslosigkeit
Wohnungslosigkeit: mehr Familien und ältere Menschen
Meist sind es wirtschaftliche Notlagen gepaart mit schwierigen persönlichen Lebensumständen sowie zu hohe Mietpreise, die Menschen in die Wohnungslosigkeit oder Obdachlosigkeit treiben. Laut einer Schätzung der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe e.V. waren im gesamten Jahr 2018 circa 678.000 Menschen in Deutschland wohnungslos, das heißt, sie verfügen über keinen mietvertraglich abgesicherten Wohnraum. Die meisten davon sind Männer, aber auch immer mehr ältere Menschen, Familien sowie EU-Bürgerinnen und Bürger haben keinen festen Wohnsitz. Die Diakonie bietet für wohnungslose und obdachlose Menschen Tagesaufenthalte, Wohnungslosenheime und Nothilfe an. Sie ist der größte deutsche Anbieter in der Wohnungslosenhilfe.
Wohnungslosenstatistik weiterentwickeln
Wie viele wohnungslose Menschen es in Deutschland gibt, kann man nur schätzen. Die Bundesregierung hat die Einführung einer Wohnungslosenberichterstattung sowie einer Statistik untergebrachter wohnungsloser Personen beschlossen. Das ist auch dringend notwendig, um eine belastbare Grundlage für eine praxisnahe und zielgerichtete Sozialpolitik zu erhalten. Das Gesetzesvorhaben der Bundesregierung erfasst jedoch nicht alle betroffenen Menschen. Die Bundesregierung sollte die vorgesehene Begleitforschung so weiterentwickeln, dass tatsächlich alle faktisch wohnungslosen Menschen erfasst werden. Dazu gehören sowohl Straßenobdachlose als auch Menschen, die vorübergehend bei Freunden oder Bekannten wohnen.
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Durch steigende Mieten werden immer mehr Menschen obdachlos. Was der Staat jetzt tun muss und welche Angebote die Diakonie für wohnungslose Menschen hat, erklärt Diakonie-Experte Rolf Keicher.
Rolf Keicher: Bezahlbarer Wohnraum wird für ärmere Menschen, aber auch für die Mittelschicht immer knapper. Auslöser ist der anhaltende Immobilienboom und die daraus folgenden hohen Grundstückspreise. Es gibt viel zu wenig mietpreisgebundene Wohnungen und kommunale bezahlbare Wohnungen. Auf der anderen Seite nimmt der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum ständig zu: Von der alleinerziehenden Altenpflegehelferin hin zu der Familie aus Syrien. Und wenn man dann eine neue Wohnung sucht und nichts findet, kann man schnell auf der Straße landen.
Keicher: Wir müssen den sozialen, kommunalen Wohnungsbau wieder stärken. Die Kommunen müssen endlich wieder einen eigenen Bestand aufbauen und strategische Partnerschaften mit Wohnungsunternehmen eingehen, die sozial Handeln. Es kann nicht weiter auf dem Rücken der Betroffenen ausgetragen werden.
Keicher: Die Diakonie organisiert zum einen Nothilfe, wie im Winter die Kältehilfe für obdachlose Menschen. In den großen Städten sind Busse unterwegs, wie der Kältebus in Berlin oder der Mitternachtsbus in Hamburg. Sie versorgen Obdachlose mit heißen Getränken, Decken und Schlafsäcken. Dann haben wir Wohnheime für obdachlose Menschen und wir versuchen mehr Wohnungen an Obdachlose zu vermieten, aber auch wir sind von dem Wahnsinn auf dem Immobilienmarkt betroffen.
Aber natürlich geht es uns auch um nachhaltige Sozialarbeit: Wir wollen, dass die Menschen ihr Recht auf Wohnraum verwirklich können. Dazu gibt es die Sozialberatungen.
Wohnungslosigkeit bekämpfen: Beispiele aus unserer Arbeit
Ansprechpartner
Fachverband
Evangelischer Bundesfachverband Existenzsicherung und Teilhabe (EBET) e.V. Wohnungsnotfall- und Straffälligenhilfe
Berlin
www.ebet-ev.de*aus der Reihe epd-Dokumentation: www.epd.de/fachdienst/dokumentation/startseite