© Tommy Ramm
Gemeinsame Pressemitteilung

Konferenz Diakonie und Entwicklung

Migrationspolitische Herausforderungen fair und zukunftsorientiert lösen

Migration darf nicht per se zum Problem erklärt, sondern muss gesamtgesellschaftlich als Chance für die Zukunft verstanden werden. Das war ein Fazit der Delegierten der Konferenz Diakonie und Entwicklung am 15. und 16. Oktober in Stuttgart, bei der das Thema „Flucht und Migration“ im Mittelpunkt stand. Schon heute übernehmen mehr als fünf Millionen ausländische Beschäftigte systemrelevante Aufgaben und Jobs in Deutschland. Insbesondere im Pflege- und Gesundheitssektor spielen sie eine wichtige Rolle. Die positiven Erfahrungen der vergangenen Jahre bei der Integration zum Beispiel ukrainischer Geflüchteter in Deutschland müssen stärker berücksichtigt werden.

Fachkräfte aus der kirchlichen Flüchtlingsarbeit in Deutschland und Geflüchtete machten bei der Diskussion auf den zunehmenden Druck aufmerksam, der auf der Flüchtlings- und Migrationssozialarbeit in Deutschland lastet. Statt einer Migrationskrise gebe es eine Verwaltungskrise, die zu Überlastung, Unmut und polarisierenden Debatten führe. Teilhabemöglichkeiten müssten für alle Menschen im Land – unabhängig von ihrer Nationalität – geschaffen und gesellschaftlich akzeptiert werden. Die Politik hat die Aufgabe, das Engagement hunderttausender Freiwilliger in Deutschland zu unterstützen, die Grundlagen für eine funktionierende Verwaltung zu schaffen und die gesellschaftliche Akzeptanz zu fördern.  
 
Rüdiger Schuch, EWDE-Vorstandsvorsitzender und Präsident der Diakonie Deutschland: „Die migrationspolitischen Herausforderungen sind uns seit vielen Jahren bewusst, aber auch die Chancen. Jetzt geht es darum, diese Herausforderungen fair und zukunftsorientiert zu lösen und den ankommenden Menschen Teilhabe an unserer Gesellschaft zu ermöglichen. Wenn wir in Kitas, mehr Wohnraum und Gesundheitsversorgung investieren, profitieren wir alle davon. Statt auf Restriktionen zu setzen, brauchen wir eine gestaltende Politik, die nachhaltige Grundlagen für Flüchtlingsschutz und Integration vor Ort schafft – und so unsere Gesellschaft stärkt.“ 
 
Zwei Drittel aller Geflüchteten weltweit sind Vertriebene im eigenen Land. Von denen, die ihre Heimat verlassen, finden rund drei Viertel Zuflucht in Ländern des Globalen Südens. Der Einblick von Partnern und Expert*innen von Brot für die Welt und Diakonie Katastrophenhilfe auf der Konferenz machte daher deutlich, dass Flüchtlingsarbeit schon in den Herkunfts- und Nachbarländern entscheidend sei, um Leid für Menschen auf der Flucht zu lindern und ihnen Schutz und Zukunftsperspektiven zu bieten. Statt finanzielle Mittel zu kürzen, müsse diese Arbeit gestärkt werden.  
 
Dr. Dagmar Pruin, stellvertretende EWDE-Vorstandsvorsitzende und Präsidentin Brot für die Welt und Diakonie Katastrophenhilfe: „Deutschland ist in der Vergangenheit zu einer wichtigen Säule des globalen Flüchtlingsschutzes geworden – nicht nur durch die Aufnahme vieler Geflüchteter in Deutschland, sondern auch durch die finanzielle Unterstützung für überlebenswichtige Hilfsprojekte in Krisen- und Konfliktregionen. Diese Unterstützung droht nun massiv wegzubrechen. Die beschlossenen Kürzungen bei der humanitären Hilfe und der Entwicklungszusammenarbeit zeigen auf alarmierende Weise, dass die Solidarität für Schutzsuchende kaum noch eine Rolle spielt. Das ist grundlegend falsch und unmenschlich und schwächt den globalen Flüchtlingsschutz.“  
 
Die Delegierten bei der Konferenz beschlossen die Übernahme der Richtlinie der Evangelischen Kirche in Deutschland zur Anerkennung sexualisierter Gewalt für das EWDE. Zudem hat das Gremium die Aktualisierung der Verbandsempfehlung „Diakonischer Governance Kodex“ für die Diakonie beschlossen. Damit werden die Grundsätze guter Unternehmensführung im Sinne des Deutschen Corporate Governance Kodex auf die Diakonie übertragen. Die Konferenz Diakonie und Entwicklung entscheidet als höchstes Beschlussgremium über Grundsatzfragen des Evangelischen Werks für Diakonie und Entwicklung (EWDE), welches die drei Marken Diakonie Deutschland, Brot für die Welt und Diakonie Katastrophenhilfe vereint.  
 

© Hermann Bredehorst

Kathrin Klinkusch

Pressesprecherin

030 652111780

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