© Diakonie/Francesco Ciccolella
Gemeinsame Pressemitteilung

Pflegemindestlohn: Das Lohnniveau ist nicht mehr das Problem

Verbände fordern weitere Schritte, um Personalbedarf decken zu können

Die Pflegemindestlohnkommission hat am heutigen Dienstag die Ergebnisse ihrer Verhandlungen vorgestellt, an denen auch Sozialpartner der Diakonie beteiligt sind. Demnach sollen die Pflegemindestlöhne ab 2026 in zwei Schritten bis 2027 um je 2,6 Prozent auf dann bis zu 21,58 Euro für Pflegefachkräfte steigen. Die Diakonie Deutschland, der Deutsche Evangelische Verband für Altenarbeit und Pflege e.V. (DEVAP) und der Verband diakonischer Dienstgeber in Deutschland e.V. (VdDD) begrüßen die Einigung, mahnen aber zugleich weitere politische Schritte der Regierungskoalition an.

Elke Ronneberger, Bundesvorständin Sozialpolitik der Diakonie Deutschland, erklärt: „Professionelle Pflege hat ihren Wert – das spiegelt sich längst auch in der Entlohnung wider. Die derzeitige politische Debatte um die Pflege konzentriert sich jedoch zu stark auf Kostenaspekte und verstellt damit den Blick auf das Wesentliche: Vielfältige Pflegeangebote eröffnen Angehörigen die Freiräume, um am Arbeitsleben teilzuhaben und zum Wirtschaftswachstum beizutragen. Es liegt daher im gesamtgesellschaftlichen Interesse, Lösungen zu entwickeln, die Pflege für alle wieder finanzierbar machen – ohne die erreichten Verbesserungen bei der Bezahlung sowie die Vergütung der Mitarbeitenden nach kirchlichen Arbeitsrechtsregelungen bzw. Tarifverträgen infrage zu stellen.“ 
 
Die Vorstandsvorsitzende des Verbandes diakonischer Dienstgeber in Deutschland (VdDD), Johanne Hannemann, erklärte: „Die geräuschlose Einigung der Pflegemindestlohnkommission zeigt, dass niedrige Löhne in der Pflege längst der Vergangenheit angehören. Der Pflegemindestlohn markiert lediglich die allerunterste Grenze auf einem hohen Niveau. Diakonische Unternehmen bieten neben attraktiven Gehältern auch weitere Zusatzleistungen und setzen mit ihrer hohen Tarifbindung Maßstäbe für die Branche. Um den Arbeitskräftebedarf zu decken, brauchen wir aber auch vor allem Erleichterungen beim Quereinstieg und bei der Arbeitsmigration.“ 
 
Anna Leonhardi, Mitglied des Vorstandes des DEVAP, lenkt den Blick auf die Kernprobleme der Branche: „Die Pflegebranche hat sich in den vergangenen Jahren deutlich weiterentwickelt. Seit 2012 sind etwa die Reallöhne für Pflegehilfskräfte um 42 Prozent gestiegen, bei Fachkräften um 35 Prozent – so viel wie in keiner anderen Branche. Das größte Hemmnis ist daher nicht mehr die angemessene Entlohnung in der Langzeitpflege, sondern die verlässlichen Rahmenbedingungen: Hier ist die Politik aufgefordert, jetzt zu handeln und mit Mut für die große Pflegereform einzutreten, die seit Jahren angekündigt ist. Deshalb fordern wir mit vielen anderen Verbänden einen Pflegegipfel. Neben einer verlässlichen Finanzierung der Pflegeversicherung braucht es Strukturreformen zum Bürokratieabbau und mehr Freiräume für die Pflegeanbieter, um neue Pflegekonzepte zu etablieren."

Hintergrund

Wie viel verdient man in der Diakonie?

© Hermann Bredehorst

Kathrin Klinkusch

Pressesprecherin

030 652111780

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