Sommerreise 2025

Auch in Bayern wächst die soziale Ungleichheit

Diakonie-Präsident Rüdiger Schuch fordert gezielte Investitionen in die soziale Infrastruktur

25.07.2025

Auch im wirtschaftsstarken Bayern nimmt die soziale Ungleichheit spürbar zu. Ein starkes Wirtschaftswachstum allein reicht nicht aus, um Menschen aus der Armut zu holen – es braucht hierfür gezielte sozialpolitische Maßnahmen. Das ist die Bilanz von Diakonie-Präsident Rüdiger Schuch zum Abschluss seiner Sommerreise durch Bayern. „Armut in Bayern – das klingt zunächst wie ein Widerspruch. Doch auch hier leben viele Menschen in prekären Verhältnissen“, so Schuch nach seinen Besuchen in diakonischen Einrichtungen in Nürnberg, Aschaffenburg, Herzogsägmühle, Kolbermoor bei Rosenheim und München.

Zwar liegt die Armutsquote in Bayern bundesweit am niedrigsten, doch der Weg aus der Armut bleibt für viele versperrt – sie kämpfen mit steigenden Mieten, Langzeitarbeitslosigkeit und hohen Lebenshaltungskosten. „Bayern ist wirtschaftlich stark, aber das darf uns nicht den Blick für die sozialen Herausforderungen verstellen“, warnt Schuch. „Bei meinen Besuchen, zum Beispiel in einer Wärmestube für wohnungslose Menschen in Nürnberg und in einem Sozialkaufhaus in Aschaffenburg, konnte ich sehen, wie dringend diese Einrichtungen gebraucht werden.“ 


 
Diakonische Einrichtungen als tragende Säule 


Die besuchten diakonischen Einrichtungen zeigen, wie Unterstützung gelingt: mit niedrigschwelliger Hilfe, individueller Beratung und langfristiger Begleitung. Doch um diesen Beitrag auch künftig leisten zu können, sind sie auf verlässliche Finanzierungen und Investitionen angewiesen. „Viele Einrichtungen stehen vor großen Aufgaben, etwa bei der Fachkräftesicherung und durch die steigenden Kosten, wie zum Beispiel Instandhaltungs- und Heizkosten. Aber auch die hohen Eigenanteile, die die Träger bei vielen sozialen Angeboten zuzahlen müssen, bringen viele Einrichtungen in die finanzielle Schieflage. Ohne eine dauerhafte Förderung können viele Träger ihre Mitarbeitenden nicht dauerhaft halten und sind somit langfristig nicht zukunftsfähig. Wer an dieser Stelle spart, gefährdet die Handlungsfähigkeit einer der tragenden Säulen des Sozialstaats“, so Schuch. 
 
Deshalb fordert die Diakonie, dass politische Investitionen nicht nur in äußere Sicherheit und Infrastruktur fließen, sondern auch in die soziale Infrastruktur. „Nur ein starkes soziales Netz schafft Stabilität in Zeiten des Umbruchs“, betont Schuch.  
 
Besonders kritisch sieht die Diakonie, dass die Sozial- und Gesundheitswirtschaft von den jüngsten Investitionsprogrammen der Bundesregierung kaum berücksichtigt wurde – obwohl sie mit über zwei Millionen Beschäftigten und Millionen Ehrenamtlichen das Rückgrat des Gemeinwesens bildet. Ihre Stärkung ist keine Randnotiz, sondern Voraussetzung für gesellschaftlichen Zusammenhalt.  

 
Kinderarmut und Wohnungsnot: Bayerns soziale Baustellen  


Ein besonders drängendes Thema bleibt die Kinderarmut, auch in Bayern. Trotz aller politischen Versprechen verharrt sie auf hohem Niveau. Vielerorts sind Angebote für Kinder und Jugendliche überlastet oder unterfinanziert. Es sei nicht hinnehmbar, dass ausgerechnet bei Kindern gespart werde – während anderswo Milliarden fließen. Auch beim Wohnen sieht die Diakonie dringenden Handlungsbedarf: Mehr sozialer Wohnungsbau, steuerliche Anreize für gemeinnütziges Bauen und ein wirksamer Schutz vor Verdrängung sind dringend nötig.  
 
„Bayern ist eines der wirtschaftlich stärksten Bundesländer in Deutschland. Umso mehr erwarten wir, dass das Land auch bei der Bekämpfung von Armut Vorreiter ist“, so der Präsident der Diakonie Deutschland.

Kontakt

©Hermann Bredehorst

Verena Götze

stellvertretende Pressesprecherin

030 652111780

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