Themenschwerpunkt

Telefon­Seelsorge

© Diakonie/Kathrin Harms

Telefonseelsorge leistet Krisenhilfe in suizidalen Situationen für über 1,2 Million Menschen

Etwa 7.700 freiwillig Engagierte leisten ehrenamtlichen Dienst bei der Telefonseelsorge, sodass Telefon, Mail und Chat rund um die Uhr erreichbar sind. Sie nehmen fast 1,25 Millionen Anrufe entgegen, beantworten circa 43.635 Mails und führen um die 32.023 Chats. Die häufigsten Themen der Gespräche sind Ängste, Einsamkeit, seelische und körperliche Einschränkungen und Beziehungsfragen. Eine wichtige Aufgabe ist Auseinandersetzung mit suizidalen Situationen.

Mehr Männer für das Ehrenamt gewinnen

Wir wollen das Engagement der haupt- und ehrenamtlichen Telefonseelsorgerinnen und Telefonseelsorger ins Zentrum der Wahrnehmung rücken. Eine breitgefächerte Unterstützung für dieses Angebot ist unbedingt notwendig. Rund ein Drittel der Anrufenden ist männlich, hier wünschen wir uns mehr männliche Ehrenamtliche. Außerdem unterstützen wir die weltweite Vernetzung der TelefonSeelsorge mit Ländern wie Indien, Kamerun und Sierra Leone, die technisch und fachlich für telefonseelsorgerische Angebote ausgestattet werden sollen.

Ulrich Lilie, Präsident der Diakonie Deutschland

„Wie enorm bedeutend Zuhören und die persönliche Bindung sind, zeigt sich daran, dass die Mehrheit der Hilfesuchenden wiederholt anruft. Es geht um den Kontakt von Mensch zu Mensch. Das ist der Grundgedanke der Telefonseelsorge.”

Nachgefragt Telefonseelsorge: "Junge Menschen in Krisen erreichen"

Auch über 60 Jahre nach ihrer Gründung laufen die Drähte bei der TelefonSeelsorge heiß. Warum das Sorgenteilen nichts an seiner Dringlichkeit verloren hat, erklärt Bernd Blömeke, Referent für Telefonseelsorge.

Bernd Blömeke: Die Themen bleiben gleich. Häufig werden im Gespräch ein oder mehrere Aspekte genannt, aber dann wird deutlich, wie alles miteinander zusammenhängt. Es geht in den Gesprächen daher vor allem darum, als Person, als Ganzes wahrgenommen zu werden. Auslöser des Anrufs ist vielleicht eine akute Beziehungskrise oder eine starke finanzielle Belastung, aber dahinter stecken oft Probleme in der Vergangenheit, die im Gespräch zutage treten. Die Grundintention der Telefonseelsorge war von Anfang an, dem Anrufenden einen Kontakt von Mensch zu Mensch anzubieten. Deswegen arbeiten auch überwiegend Ehrenamtliche am Telefon. Es geht viel mehr um die menschliche Nähe, das Mitgefühl und Verstehen als um den professionellen, therapeutischen Rat.

Blömeke: Neben der telefonischen Beratung sowie der Chat- und Mail-Beratung ist auch eine Face-to-Face-Beratung in einigen regionalen Beratungsstellen möglich, in denen nur Hauptamtliche arbeiten. Auch auf das Angebot der "Offene Tür"-Stellen und anderer Beratungsstellen wird am Telefon verwiesen, wenn bei einem Gespräch deutlich wird, dass weiterführende Hilfe erforderlich ist. Deshalb bemühen wir uns darum, die Anrufenden möglichst regional zu verteilen. Um der hohen Nachfrage entsprechen zu können, benötigen wir eigentlich noch weitere Telefonseelsorge-Stellen mit Ehrenamtlichen.

Blömeke: Der Blick auf das Alter der Ratsuchenden zeigt einen gravierenden Unterschied zwischen den Nutzungsmöglichkeiten: Am Telefon sind knapp 45 Prozent der Ratsuchenden zwischen 50 und 69 Jahren alt. Dagegen nutzen das Mail- und Chatangebotes knapp 32 Prozent der 20 bis 29 Jährigen. Das kann eine große Chance sein. Junge Menschen sind oft noch nicht an professionelle Einrichtungen angebunden, die sie in schwierigen Lebenslagen unterstützen können. Für diese Zielgruppe kann die TelefonSeelsorge ein niedrigschwelliger Ansprechpartner sein, die außerdem ein Partner lokaler Netzwerke der Jugendhilfe zum Thema Kinderschutz und frühe Hilfen sein kann.

Mehr als früher gibt es Ehrenamtliche, die sich nicht dauerhaft engagieren können, sondern über kürzere Zeiträume. Das liegt daran, dass sich die beruflichen und familiären Situationen heute deutlich schneller verändern. Außerdem haben wir natürlich eine starke Konkurrenz, denn es gibt viele spannende Themenbereiche, in denen man sich ehrenamtlich engagieren kann. Und TelefonSeelsorge liegt auch nicht allen. Man muss nicht nur sehr geduldig sein, sondern auch ein Gespräch führen, fokussieren und vor allem beenden können. Wir möchten vor allem mehr Männer für das Ehrenamt bei der Telefonseelsorge gewinnen. Immerhin ist auch ein Drittel der Hilfesuchenden männlich und unser Anliegen ist, dass sich Geschlecht, Alter sowie berufliche Situation und Familienstand der Anrufenden auch bei den Ehrenamtlichen widerspiegeln.

Geschichten aus unserer Arbeit

Telefonseelsorge

Hilfe am Hörer

Wenn die Sorgen groß sind: Erich Franken bietet Lebenshilfe auch für Menschen in suizidalen Situationen.

© Diakonie/Markus J. Feger

Ansprechpartner

© Hermann Bredehorst

Lydia Seifert

TelefonSeelsorge

+49 30 65211-1605

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Fachverband

TelefonSeelsorge® Deutschland e.V. – Ökumenischer Verein für TelefonSeelsorge und Offene Tür in Deutschland

Berlin

www.telefonseelsorge.de