Themenschwerpunkt

Freiwilligen­dienste

© Diakonie/Kathrin Harms

Erfolgsgeschichte Freiwilligendienste: 100.000 Freiwillige pro Jahr

Vor über 65 Jahren gab die Diakonie den Impuls für die Erfolgsgeschichte der Freiwilligendienste. Rasch hat sich die Idee der innovativen Verknüpfung von praktischer Tätigkeit und begleitender Bildung über den evangelischen Kontext hinaus verbreitet. Über 100.000 Freiwillige absolvieren pro Jahr ein Freiwilliges soziales Jahr (FSJ), ein Freiwilliges ökologisches Jahr (FÖJ) und – seit 2011 – einen Bundesfreiwilligendienst (BFD) oder einen Internationalen Freiwilligendienst.

Seit dem 10. Mai 2019 ist ein Freiwilligendienst auf Antrag - der freiwillig engagierten Person - auch in Teilzeit von mindestens 20 Stunden möglich. Ein Rechtsanspruch darauf besteht aber nicht. Der Regelfall bleibt der Freiwilligendienst in Vollzeit.

Finanzierung muss gesichert werden

Mit dem Freiwilligendienst leisten die FSJlerinnen und FSJler etwas für die Gesellschaft – diese sollten den jungen Freiwilligen dafür auch etwas zurückgeben. Zwar hat sich in den letzten Jahren einiges getan, aber ein FSJ sollte sich noch positiver auswirken, beispielsweise bei der Studienplatzvergabe und bei Bewerbungen. Außerdem sollte es Vergünstigungen wie bei einem Studentenausweis geben oder beim öffentlichen Nahverkehr.

Um noch mehr junge Menschen für ein FSJ zu gewinnen, ist eine bundesweit einheitliche Bezuschussung notwendig. Daher hat die Diakonie die Idee eines Jugendfreiwilligenjahres von Bundesministerin Franziska Giffey Ende 2018 sehr begrüßt. Leider sind dem Konzept bisher noch keine Taten gefolgt.

Maria Loheide, Vorstand Sozialpolitik der Diakonie Deutschland

„Wir setzen Impulse, damit die Freiwilligendienste für viele Menschen attraktiv bleiben und dieses Engagement qualitativ und quantitativ ausgebaut werden kann”

Nachgefragt

Die Diakonie Neuendettelsau rief 1954 das erste Mal junge Menschen auf, sich ein Jahr freiwillig zu engagieren. So entstand das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ), von dem nicht nur die Freiwilligen selbst profitieren, wie Rainer Hub erklärt.

Rainer Hub: Nach dem Bewerbungsverfahren schließen die Freiwilligen, die Einsatzstelle und der Bildungsträger einen Vertrag ab. Diese Bildungsträger, wie zum Beispiel die Diakonischen Werke, spielen dabei eine besondere Rolle: Die Freiwilligen sollen nicht nur die Arbeit in den Einrichtungen kennenlernen, sondern auch die Möglichkeit haben, sich in insgesamt 25 Seminartagen persönlich und zu verschiedenen gesellschaftlichen Themen fortbilden zu können. Außerdem unterstützen die Bildungsträger die Freiwilligen in ihrem Alltag und vermitteln bei Konflikten zwischen Einsatzstellen und Freiwilligen.

Dabei unterscheiden sich ein FSJ-Verträge von einem Arbeitsvertrag: Freiwillige führen unterstützende Tätigkeiten aus und ersetzen keine Stellen regulär Beschäftigter. Weiter sind Freiwillige im FSJ sozialversichert und bekommen als Aufwandsentschädigung und Anerkennung ein Taschengeld. Die Kosten dafür teilen sich der Bund, die Träger und die Einsatzstellen. In wenigen Bundesländern wird das FSJ auch von dem jeweiligen Bundesland des Trägers und der Einrichtung bezuschusst. Analog gilt dies auch für das Freiwillige Ökologische Jahr (FÖJ).

Hub: In erster Linie sollen natürlich die Freiwilligen selbst profitieren und nach dem Jahr sagen können: "Ich habe mich als Person weiterentwickelt, ich habe etwas gelernt." Dazu zählt durchaus auch die Erkenntnis, dass ein Beruf im sozialen Bereich für den Freiwilligen oder die Freiwillige nicht in Frage kommt. Die meisten Teilnehmenden werden aber in ihrem Interesse an sozialen Berufen bestätigt. Die in den Einrichtungen lebenden oder betreuten Menschen und die Einrichtungen selber haben natürlich auch etwas davon, wenn sie die Freiwilligen gut begleiten und schulen: Die FSJler und FSJlerinnen entlasten andere Mitarbeitende in den Einrichtungen. Letztlich aber gewinnt natürlich die gesamte Gesellschaft, wenn Menschen sich füreinander engagieren.

Hub: Mit dem Freiwilligendienst leisten die FSJlerinnen und FSJler etwas für die Gesellschaft – diese sollten den jungen Freiwilligen dafür auch etwas zurückgeben. Zwar hat sich in den letzten Jahren einiges getan, aber ein FSJ sollte sich noch positiver auswirken, beispielsweise bei der Ausbildungs- und Studienplatzvergabe sowie bei Bewerbungen. Außerdem sollte es Vergünstigungen wie bei einem Studierendenausweis oder im ÖPNV geben. Zwar ist mit dem Ausbau an Freiwilligendienstmöglichkeiten ein großer Schritt getan, doch könnte noch mehr passieren.

Unsere Perspektive hingegen ist eine andere: Mit Hilfe gezielter Werbemaßnahmen würde bei den diakonischen Einrichtungen die hohe Nachfrage am FSJ trotz demographischem Wandels konstant bleiben können. Dringend notwendig ist eine bundesweit einheitliche Regelung inklusive Bezuschussung des FSJs.Daher hat die Diakonie die Idee eines Jugendfreiwilligenjahres von Bundesministerin Franziska Giffey Ende 2018 sehr begrüßt. Leider sind dem Konzept bisher noch keine Taten gefolgt.

Freiwilligendienste – Beispiele in der Diakonie

  • BFD nach dem Berufsleben

    „Das Dienstjahr hat für mich bis heute eigentlich nicht geendet“

    Werner Jacobi (65) war nicht nur einer der ersten BFDler überhaupt, sondern als ehemaliger Bundeswehrsoldat in Pension auch altersmäßig ein „Exot“.

    © privat
  • BFDlerin des ersten Jahrgangs

    „Das war einfach mein Ding.“

    Sie gehörte zu den Bundesfreiwilligendienstleistenden des ersten Jahrgangs. Und vom ersten Tag an war der BFD für Helga Karrasch (65) „stimmig“ und „genau ihr Ding“.

    © Christian Carls
  • BFD vor dem Studium der Sozialen Arbeit

    „Meine Studienwahl hat sich absolut verfestigt."

    Laura Lerner, 20 Jahre, macht seit September 2020 einen BFD in einer Wohngruppe des Diasporahaus Bietenhausen e.V. Für sie ideal, um ihr späteres Berufsfeld kennenzulernen.

    © privat
  • Freiwilligendienst im Ausland

    "Die beste Zeit meines Lebens"

    Über 700.000 freiwillig Engagierte gibt es in der Diakonie. Eine davon ist Emilie Svane Bruhn, die neu Monate für die Diakonie in Polen tätig war.

    © Emilie Svane Bruhn
  • EU-Hilfsfond

    Angekommen dank FSJ

    Peru, Bilbao, Berlin – Eduardos Weg auf der Suche nach einer beruflichen Perspektive war weit. Dank des Projekts "Ankommen" macht er jetzt ein FSJ im Geriatriezentrum.

    © Diakonie/Verena Manhart
  • Soziale Arbeit

    "Meine Sicht hat sich verändert"

    Seit über fünf Jahrzehnten nutzen junge Menschen das FSJ zur Berufsorientierung. So auch Fiona Niebuhr und Alina Denz.

    © EGZB

Ansprechpartner

© Hermann Bredehorst

Rainer Hub

Freiwilliges soziales Engagement, Freiwilligendienste

030 65211-1683

[email protected]

Fachverbände

Evangelische Freiwilligendienste

Hannover

www.ev-freiwilligendienste.de

Deutscher Evangelischer Verband für Altenarbeit und Pflege (DEVAP)

Berlin

www.devap.info

Bundesverband evangelische Behindertenhilfe

Berlin

beb-ev.de

Bundesarbeitsgemeinschaft Evangelische Jugendsozialarbeit (BAG EJSA)

Stuttgart

www.bagejsa.de