Nachgefragt: Obdachlose Menschen im Sommer nicht vergessen

Obdachlosigkeit ist meist nur in der kalten Jahreszeit ein Thema. Dabei kann ein heißer Sommer für obdachlose Menschen ebenso belastend sein, wenn nicht sogar noch schlimmer.Welche Unterstützung sie jetzt brauchen und was man selbst tun kann, erklärt Lars Schäfer, Referent für Wohnungsnotfallhilfe bei der Diakonie Deutschland.

Was bedeutet ein so heißer Sommer für obdachlose Menschen?

Lars Schäfer: Obdachlose Menschen haben es im Sommer keineswegs leichter als im Winter, auch wenn viele das glauben. Sie sind der Hitze schutzlos ausgeliefert, können nicht an einen kühlen Ort flüchten oder eine kalte Dusche nehmen. Es fehlt ihnen an Kleidung zum Wechseln und ausreichend Trinkwasser. Wenn die Kleidung durchgeschwitzt ist, können zudem offene Beine und Wunden schlecht verheilen. Und schließlich haben einige Einrichtungen und Notunterkünfte für Obdachlose im Sommer auch noch geschlossen. Es gibt also auch nachts weniger Schutzmöglichkeiten.

Welche Hilfen gibt es im Sommer für Menschen, die obdachlos sind?

Schäfer: In Berlin bietet die Berliner Stadtmission beispielsweise ein Hygienecenter an, in dem obdachlose Menschen duschen und ihre Kleidung und ihren Schlafsack waschen können. Dieses Angebot ist kostenlos. Andere Organisationen und Einrichtungen verteilen Wasser an obdachlose Menschen oder sind mit Arztmobilen unterwegs in der Stadt. Und die Berliner Wasserbetriebe haben über 200 Brunnen in der Stadt aufgestellt. Darüber hinaus bieten einige Einrichtungen ihre Hilfen das gesamte Jahr über an.

Was kann ich selbst tun, wenn ich jetzt im Sommer einen obdachlosen Menschen in Not sehe?

Schäfer: Wenn Sie einen obdachlosen Menschen in Not sehen, gilt das gesamte Jahr über: Nicht wegsehen, sondern ansprechen und gegebenenfalls Hilfe holen. Gerade im Sommer können Sie zudem fragen, ob er oder sie Wasser braucht. Auch Sonnencreme oder Kopfbedeckungen helfen obdachlosen Menschen bei der Hitze. Viele obdachlose Menschen sind dankbar, wenn ihnen geholfen wird. Aber auch hier gilt grundsätzlich: Nicht ich entscheide über die Hilfe, sondern mein Gegenüber sagt mir, was er oder sie braucht.

Redaktion: Diakonie/Sarah Spitzer

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Lars Schäfer
© Hermann Bredehorst

Lars Schäfer

Wohnungsnotfall- und Straffälligenhilfe Hilfe in besonderen Lebenslagen

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