Migrationsfachdienste

12. Januar 2021
  • Wissen Kompakt
  • Flucht und Migration

Migrationsfachdienste helfen bei der sozialen und beruflichen Integration in Deutschland. Fakten und Hintergrundinfos zu ihren Aufgaben bietet dieses Wissen Kompakt. Suchen Sie Hilfe, Rat oder Angebote? Wir sind vor Ort für Sie da.

eine Gruppe von Menschen lächelt sich an
© Diakonie/Darius Ramazani

Migrationsfachdienste beraten und unterstützen Eingewanderte und Geflüchtete bei Fragen und Problemen des täglichen Lebens. Sie helfen ihnen, sich in Deutschland zurechtzufinden und zu integrieren.

Was sind Migrationsfachdienste?

Migrationsfachdienste beraten und unterstützen Eingewanderte und Geflüchtete bei Fragen und Problemen des täglichen Lebens. Sie helfen ihnen, sich in Deutschland zurechtzufinden und zu integrieren.

Sie helfen den neu Angekommenen zur Befähigung im selbstständigen Handeln in allen Angelegenheiten des täglichen Lebens (Empowerment). Sie fördern das Zusammenspiel mit Schulen und Behörden wie auch die Begegnung mit Einheimischen am Ort.

Die Angebote der Migrationsfachdienste sind für die Ratsuchenden kostenlos.

Organisation und Finanzierung

Was macht ein Migrationsfachdienst?

Die Aufgaben der Migrationsfachdienste sind vielfältig.

Die Mitarbeitenden

  • bieten Sprechstunden an und beraten die Ratsuchenden persönlich. Sie beantworten Fragen wie: Wie finde ich eine Wohnung? Welche Sozialleistungen stehen mir zu? Wie finde ich einen Job? Wo kann ich mein Kind betreuen lassen?
  • entwerfen gemeinsam mit den Ratsuchenden einen individuellen Förder- und Zukunftsplan
  • unterstützen dabei, ausländische Bildungsnachweise und Abschlüsse in Deutschland anerkennen zu lassen
  • vermitteln Sprachkurse
  • unterstützen die Eingewanderten bei ihrem Umgang mit Ämtern und anderen öffentlichen Einrichtungen
  • vermitteln ergänzende schulische und sprachliche Hilfen wie beispielsweise Bildungspatenschaften oder so genannte "Integrations-Lotsen", die jungen Migranten und Migrantinnen persönlich helfen, sich im Alltag in Deutschland zurechtzufinden
  • engagieren sich im Gemeinwesen bei der Netzwerkarbeit und der Förderung der interkulturellen Öffnung.

An wen richten sich die Migrationsfachdienste?

Die Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer (MBE) steht Eingewanderten ab 27 Jahren offen. Alle Menschen, die neu zugewandert sind, aber auch Spätaussiedler und deren Familien, die schon mehrere Jahre in Deutschland leben, sowie Unionsbürger, die Unterstützung bedürfen, können sich an den MBE wenden.

Für junge Menschen zwischen 12 und 26 Jahren gibt es ein spezielles Beratungsangebot, den Jugendmigrationsdienst (JMD).

Zu den Zielgruppen gehört im Rahmen der Gemeinwesenarbeit auch die gesamte in der Umgebung lebende Bevölkerung.

Wer bietet Migrationsberatung an?

Migrationsfachdienste und Angebote der Flüchtlingsarbeit von Kirche und Diakonie gibt es in vielen deutschen Städten.

Anbieter der Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer und der Jugendmigrationsdienste sind die Wohlfahrtsverbände, darunter Diakonie, Caritas, Arbeiterwohlfahrt, Paritätischer, Deutsches Rotes Kreuz und Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland.

Rechtliche Grundlagen

Rechtliche Grundlage für die Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer ist das Aufenthaltsgesetz (AufenthG).

Die Integration von „rechtmäßig auf Dauer im Bundesgebiet lebenden Ausländern in das wirtschaftliche, kulturelle und gesellschaftliche Leben in der Bundesrepublik Deutschland“ soll aufgrund von § 43 unterstützt werden. § 45 sieht vor, dass Integrationskurse soll durch sozialpädagogische und migrationsspezifische Beratungsangebote ergänzt werden. Näheres regelt eine Förderrichtlinie.

Das Angebot der Jugendmigrationsdienste wird durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert. Grundlage dafür ist der Kinder- und Jugendplan des Bundes (KJP) mit dem speziellen Programm zur „Integration junger Menschen mit Migrationshintergrund“.

Hintergrund und Zahlen

Insgesamt gibt es zum 01.01.2020 271 Migrationsberatungen für Erwachsene in Trägerschaft der Diakonie und 170 Jugendmigrationsdienste aus dem Bereich der evangelischen Kirche und Diakonie.

Verbandsübergreifend gibt es insgesamt rund 487 Jugendmigrationsdienste und 1000 Migrationsberatungen für erwachsene Zuwanderer in Deutschland.

Erfahrungen der Diakonie Deutschland

Migration ist ein Normalfall. Wir leben in einem Einwanderungsland. Einwanderung wird es auf absehbare Zeit geben; Migration ist Ausdruck von international sehr ungleich verlaufenden Entwicklungen. Mit diesen Feststellungen verbunden ist, dass die evangelische Kirche und ihre Diakonie gesellschaftliche Vielfalt und eine inklusive Gesellschaft gutheißen und wertschätzen. In einem Einwanderungsland müssen die Rahmenbedingungen für eine soziale Eingliederung („Integration“), als Herstellung von umfassender Teilhabegerechtigkeit und gleichwertigen Lebensverhältnissen, für alle hier lebenden Menschen stimmen. Vieles wurde schon erreicht und verbessert.

Neuankommende sollten frühestmöglich in ihren Sozialraum einbezogen werden und bei ihrer Selbsthilfe und Selbstorganisation Orientierungen und Unterstützung erhalten , zum Beispiel mithilfe von Migrationssozialarbeit.

Migrationsberatung erfolgt unabhängig, vertraulich und ergebnisoffen. Sie bereitet auf eine freiheitliche Gesellschaft mit verantwortlich handelnden Bürgern vor. Sie ist getragen von der Einsicht, dass Integration ein wechselseitiger Prozess ist und dass soziale Arbeit mit einem Doppelmandat antreten muss: Sie stellt sich nicht nur in den Dienst der Ratsuchenden und der Verwirklichung ihrer Rechte auf soziale Teilhabe, sondern sie zielt gleichzeitig auch darauf ab, die Zusammenarbeit der kommunalen Institutionen zu verbessern, von der Ausländerbehörde über die Arbeitsagentur bis zur Schule.

Die Migrationsfachdienste trotzen dem Corona-Virus. Sie arbeiteten während des ersten Lock-Downs weiter und standen als Ansprechinstanz bereit, als viele andere Dienste geschlossen oder unerreichbar waren. Das gilt auch für den zweiten Lock-Down im Winter 2020/2021. Sie üben damit eine „systemrelevante“ Funktion aus, das heißt sie helfen die soziale Versorgung in der Zeit der Pandemie aufrecht zu erhalten. Dennoch erreichen die Ratsuchenden sie teils schlechter als zuvor. In einigen Fällen funktioniert die Beratung per Telefon und über das Internet aber sogar besser als zuvor. Die Fachdienste sind dabei, ihre Angebote entsprechend umzubauen.

Da die Zuwanderung nach Deutschland angestiegen ist und der Beratungsbedarf in Pandemiezeiten ungebrochen hoch ist, fordert die Diakonie, die Ausgaben des Bundes für die Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer und für die Jugendmigrationsdienste bedarfsgerecht zu erhöhen.

Text: Diakonie/Johannes Brandstäter, Sarah Spitzer und Ulrike Pape

Ansprechpartner

© Hermann Bredehorst

Johannes Brandstäter

Migrationspolitische Grundsatzfragen

030 65211-1641

[email protected]