Generalistische Pflegeausbildung
Eine neue Pflegeausbildung für alle
Die Anforderungen an die Pflege haben sich verändert. Der Anteil sehr alter Menschen mit multimorbiden Krankheitsbildern und Demenzerkrankungen steigt. Sie werden in Krankenhäusern, von ambulanten Diensten und stationären Pflegeeinrichtungen versorgt. Eine Ausbildung für nur einen Versorgungsbereich ist nicht mehr zeitgemäß. In einer generalistischen Pflegeausbildung sollen darum die Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpflege verbunden werden. Der umfassende Berufsabschluss Pflegefachfrau und Pflegefachmann bedeutet für die Fachkräfte mehr Flexibilität, weil sie im Laufe ihres Berufslebens problemlos den Arbeitsbereich wechseln können. Außerdem wird die generalistische Pflegeausbildung im gesamten EU-Ausland anerkannt.
Herausforderung für die Berufsausbildung an Pflegeschulen
Wir begrüßen den Start der generalistischen Pflegeausbildung seit Januar 2020. Die Umsetzung des Pflegeberufegesetzes bedeutet für diakonische Pflegeschulen eine große fachliche und organisatorische Herausforderung. Die diakonischen Pflegeschulen und die Träger der praktischen Ausbildung haben die Zeit genutzt und sich gut auf die neue Pflegeausbildung vorbereitet.
Ulrich Lilie, Präsident der Diakonie Deutschland „Der Kompromiss der Koalition zur Pflegeberufereform ist ein großer Schritt auf dem Weg zu einer generalistischen Pflegeausbildung. ”
Nachgefragt zur generalistischen Pflegeausbildung
Was die neue Pflegeausbildung an Änderungen und Möglichkeiten mit sich bringt, erklärt Manfred Carrier, Pflegeexperte der Diakonie Deutschland.
Manfred Carrier: Die generalistische Pflegeausbildung ist die neue Pflegeausbildung, die die bisherigen Ausbildungen der Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpflege verbindet. Mit dem neuen Berufsabschluss Pflegefachfrau und Pflegefachmann können Fachkräfte in allen Pflegebereichen arbeiten. Die generalistische Ausbildung wird seit 2020 angeboten. In einigen Pflegeschulen erst ab Herbst 2020. In den ersten beiden Ausbildungsjahren werden alle Auszubildenden gemeinsam generalistisch unterrichtet und praktisch ausgebildet. Im dritten Jahr gibt es die Möglichkeit, die generalistische Ausbildung zur Pflegefachfrau und zum Pflegefachmann fortzusetzen oder die Ausbildung mit den bekannten Abschlüssen in der Kinderkrankenpflege oder Altenpflege zu erwerben.
Carrier: Eine zeitgemäße Pflegeausbildung kann nicht mehr nur auf eine Lebensphase oder einen Versorgungsbereich ausgerichtet sein, sondern muss für die neuen Herausforderungen in der Pflege qualifizieren. Die Auszubildenden erhalten mit der generalistischen Ausbildung Praxiserfahrung in den verschiedenen Bereichen und ein umfassendes pflegerisches Verständnis. Sie können sich gut in die jeweiligen Spezialgebiete mit ihren unterschiedlichen Anforderungen einarbeiten und ihr Wissen durch Fortbildungen ergänzen. Pflegefachfrauen und -männer werden in der Lage sein, in allen Bereichen der Pflege – Akutpflege, Kinderkrankenpflege, stationäre oder ambulante Langzeitpflege – tätig zu werden. Das führt zu mehr beruflicher Flexibilität in den verschiedenen Arbeitsbereichen. Die generalistische Pflegeausbildung macht den Pflegeberuf attraktiver, wirkt dem Fachkräftemangel entgegen und erhöht die Qualität der Pflege.
Carrier: Zwischen den verschiedenen Ausbildungen gab es schon immer viele Überscheidungen, und praktische Erfahrungen in einem Bereich lassen sich nutzbringend in andere Bereiche übertragen. In Pflegeeinrichtungen und durch ambulante Dienste werden Menschen zunehmend auch medizinisch versorgt. Umgekehrt steigt in medizinischen Versorgungseinrichtungen wie Krankenhäusern der Anteil der Menschen, die pflegebedürftig sind – etwa aufgrund einer Demenzerkrankung oder ihres hohen Alters. Die Trennung zwischen akuter Pflege und Langzeitpflege weicht auf. Es gibt zunehmend eine Vernetzung zwischen den verschiedenen pflegerischen Versorgungsbereichen.