Flüchtlingsunterkünfte als Covid19 Hotspots
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Die Corona-Infektionszahlen in der Allgemeinbevölkerung haben sich verringert. Jetzt kommen allerdings vermehrt Gemeinschaftsunterkünfte in den Blick – neben Alten- und Pflegeheimen auch Gefängnisse, Obdachlosen- und Flüchtlingsunterkünfte.
Laut Robert Koch-Institut (RKI) finden hier 17 Prozent der Infektionen statt. Dabei entspricht die Zahl der Menschen, die in den Gemeinschaftsunterkünften wohnen, nur einem geringen Prozentsatz der Gesamtbevölkerung. Ein Drittel der Verstorbenen hat in Betreuungseinrichtungen gelebt. Die meisten Opfer sind in Alten- und Pflegeheimen zu beklagen. Doch auch Flüchtlinge sind besonders betroffen: Obwohl viele Flüchtlinge eher jünger sind, sind viele durch Vorerkrankungen, die aufgrund der Restriktionen des Asylbewerberleistungsgesetzes nicht behandelt werden, Risikopatienten und besonders gefährdet.
Eine Bielefelder Studie kommt zu dem Ergebnis, dass sich Flüchtlingsunterkünfte zu Hotspots der Epidemie entwickeln könnten. In der Entwicklung deutet sich dies schon an. Etliche Gemeinschaftsunterkünfte standen bereits mit jeweils mehreren hundert infizierten Menschen unter Quarantäne. Da sich trotz Isolation der positiv getesteten Menschen das Virus weiter ausbreitete, kam es zu sogenannten Ketten-Quarantänen. Die Flüchtlinge können dann mehrere Wochen ihre Einrichtungen nicht verlassen. Ohne Internetverbindung sind sie teilweise komplett von der Außenwelt abgeschnitten und können weder digitale Angebote von Beratungsstellen wahrnehmen noch Kontakt zu Ehrenamtlichen halten. In ihrer praktischen Arbeit vor Ort erlebt die Diakonie, dass dies eine psychisch extrem belastende Situation in den eng bewohnten Einrichtungen ist und zu häuslicher Gewalt führen kann.
Die Diakonie Deutschland fordert, die Unterbringung von Flüchtlingen in gesundheitsgefährdenden und integrationsfeindlichen Massenunterkünften mittelfristig zu beenden. Wie Flüchtlinge unter den derzeit noch gegebenen Bedingungen bestmöglich geschützt werden können, beschreibt die Diakonie in einer Stellungnahme.