Mohammad: "Ich möchte in meiner Heimat etwas für das Presserecht tun"

24. Januar 2018
  • Kampagne UNERHÖRT!
  • Flucht und Migration

Mohammad hatte als Journalist in Afghanistan Angst um sein Leben. Er hofft, dass es irgendwann sicher genug dort ist, um zurückzukehren. Hören Sie seine Geschichte!

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Zuhören statt verurteilen!

Diese Geschichte ist Teil der Kampagne UNERHÖRT! Damit wirbt die Diakonie Deutschland für eine offene Gesellschaft: Viele Menschen haben heute das Gefühl, nicht gehört zu werden. Sie fühlen sich an den Rand gedrängt in einer immer unübersichtlicheren Welt, in der das Tempo steigt und Gerechtigkeit auf der Strecke zu bleiben droht. Doch jede Lebensgeschichte hat ein Recht darauf, gehört zu werden.

Manche Geschichte fordert Widerspruch heraus. Zuhören bedeutet nicht automatisch Zustimmung. Und nicht alles, was erzählt wird, entspricht unserem Menschenbild oder den Positionen der Diakonie. Darüber müssen wir reden - denn häufig steckt hinter einer Geschichte eine existenzielle Notlage.

Die Kampagne, die von 2018 bis 2020 laufen soll, will wachrütteln und zugleich aufzeigen, dass die Diakonie zuhört, Lösungen bereithält und eintritt für eine offene und vielfältige Gesellschaft. Die Diakonie will diese Diskussion anstoßen und führen, sie will zur Plattform für einen Diskurs rund um soziale Teilhabe werden.

Mohammads Geschichte zum Nachlesen

Mein Name ist Mohammad Najib Hakim Zada. Ich komme aus Afghanistan, der Hauptstadt Kabul. Ich bin Journalist von Beruf. Ich bin seit 2016 in Deutschland und wohne seit einem Jahr in Potsdam. In der Welt werden so viele Journalisten aus Afghanistan wegen ihres Berufs getötet. Man hat auch keine finanzielle Sicherheit, keine Berufssicherheit. Weil ich nicht mehr in Afghanistan leben kann, bin ich nach Berlin gekommen.

Ich kam mit meinem jüngeren Bruder. Er wohnt mit mir in Potsdam, aber er hat sein eigenes Zimmer, er wohnt in einem Wohnheim. Es ist ein bisschen schwierig, dass meine Zertifikate anerkannt werden. Und für Leute der afghanischen Nation gab es früher keine Deutschkurse. Deshalb habe ich sechs bis acht Monate gefeiert und Spaß gemacht, weil es keinen Deutschkurs gab und auch viele Probleme mit der Wohnungssuche.

Es ist in jedem Heimatland so, dass es gute Leute gibt und schlechte Leute. Das ist in Afghanistan genauso. Du triffst jemanden, der freundlich ist, aber manchmal triffst du auch viele Leute, die nicht gut sind. Und das ist auch in Deutschland so. Viele Leute mögen keine Ausländer. Ich habe so viele Erfahrungen damit gemacht. Einmal schlief ich auf der Straße und jemand kommt vorbei und sagt „Bitch!“ zu mir…

Was ich hier schön finde ist, dass die Deutschen sehr pünktlich sind und viel arbeiten. Man hat viele Möglichkeiten. Ich mag das, aber ein bisschen ist es auch schwierig. Ich mag jemanden, der alles normal macht. Arbeitet, aber auch feiert. Weil wenn jemand so viel arbeitet, wird er müde, angestrengt…

Wenn mein Heimatland sicher wird, gehe ich wieder zurück und mache Bildung in meinem Heimatland. Ich möchte etwas für das Frauenrecht und Presserecht tun, damit jeder seine Meinung haben darf. Ich habe einen Plan, eine wöchentliche afghanische Zeitung zu machen und eine Webseite für Flüchtlinge aus Iran, Afghanistan auf Deutsch und Persisch.

Audio und Text: Diakonie/Maja Schäfer