Baker Gasiba wünscht sich von älteren Menschen mehr Interesse
- Kampagne UNERHÖRT!
- Corona
- Flucht und Migration
- Engagement und Hilfe
Baker Gasiba kommt aus dem Irak und lebt seit 6 Jahren in Berlin. Er möchte Erzieher werden. In der Coronazeit vermisst er vor allem Fußballspielen. Von älteren Menschen wünscht er sich mehr Interesse für die Jugend. Viele Jugendliche engagierten sich für die Gesellschaft und spielten nicht nur mit Handys.
Mit "UNERHÖRT!" wirbt die Diakonie Deutschland für eine offene Gesellschaft: Viele Menschen haben heute das Gefühl, nicht gehört zu werden. Sie fühlen sich an den Rand gedrängt in einer immer unübersichtlicheren Welt, in der das Tempo steigt und Gerechtigkeit auf der Strecke zu bleiben droht.
Jede Lebensgeschichte hat ein Recht darauf, gehört zu werden – auch wenn sie Widerspruch herausfordert. Es lohnt sich zum Beispiel, sehr genau hinzuhören, warum sich Menschen von der offenen Gesellschaft distanzieren. Auch sie sind Teil unserer freien und offenen Gesellschaft und können sie mitgestalten, für sie eintreten. Wir sind überzeugt: Zuhören und Streiten hilft hier weiter, und weder Zuhören noch Streiten ist einfach.
Die Kampagne will wachrütteln und zugleich aufzeigen, dass die Diakonie zuhört, Lösungen bereithält und eintritt für eine offene und vielfältige Gesellschaft. Die Diakonie will diese Diskussion anstoßen und führen als Plattform für einen Diskurs rund um soziale Teilhabe.
- zur Kampagne UNERHÖRT
Baker Gasibas Geschichte zum Nachlesen
Natürlich muss man nicht alles erleben, was ich alles erlebt hab, wie zu sehen, dass meine Schwester gestorben ist oder in manchen Orten zu sein, wo Bomben explodieren undsoweiter, sondern es können Leute, die hier geboren sind und hier aufgewachsen sind, genauso reif sein wie ich.
Ich bin Baker Gasiba. Ich bin 18 Jahre alt und komme aus Berlin und bin seit 2015 aus dem Irak hier in Deutschland angekommen. Also ich bin seit 2020 mit der Schule fertig. Ich hab den Abschluss „Erweiterte Berufsbildungsreife“ nach fünf Jahre Schule nur und jetzt bin halt auf der Suche nach einem FSJ, weil ich meine Ausbildung erst nächstes Jahr anfangen kann, Ausbildung als Erzieher. Ich möchte auf jeden Fall mit Kindern arbeiten oder Flüchtlinge, die neu hier in Deutschland sind und die nicht so wirklich gut klarkommen mit dem System.
Ich fühl mich unerhört, weil nicht so viele Leute für Jugendliche vielleicht interessieren. Da gibt es keine Leute, die uns fragen, was wir wollen oder wie wir uns fühlen. Natürlich ist es halt sehr schwierig für mich und für alle meine Freunde in dieser Corona Krise.
Ich bin Fußballer in einem Verein sogar. Und jetzt alle Vereine haben zu wegen Corona, und ich kann gar nicht mehr Fußball spielen, was mir eigentlich sehr viel bedeutet, weil ich mach das schon, seit ich Kind bin, jedes Wochenende fast. Ja jetzt auf einmal nicht mehr Fußball spielen zu dürfen, das ist schon krass für mich.
Ja ich helfe auch Leuten von meinem Freundeskreis, auch den Leuten, die neu hier in Deutschland sind oder sozusagen Flüchtlinge sind. Die sagen immer „Alter du kannst so gut Deutsch und du bist so gut in Deutsch“, und deswegen immer, egal was sie brauchen, vom Bewerbung schreiben, Lebenslauf, ich bin halt immer der erste, der gerne hilft.
Ich wünsch mir von älteren Leuten, dass die uns Jugendlichen mehr Aufmerksamkeit schenken, weil viele nicht nur um Videospiele und Handys kümmern, sondern um unsere Gesellschaft und Umwelt.
Es gibt auch 17- und 18-Jährige, die sehr reif sind. Das spielt keine Rolle, wie alt man ist.
Text und Audio: Diakonie/Justine Schuchardt