#wärmewinter in Kandel: Wärme für alle - „Mittags gemeinsam“

9. März 2023
  • Journal

Menschliche Wärme und Gemeinschaft stehen im Mittelpunkt des #wärmewinter-Projektes "Mittags gemeinsam" der Protestantischen Kirchengemeinde in Kandel. Unterstützung findet die Gemeinde für das Vorhaben auch bei der Kommune. Sogar der rheinland-pfälzische Staatsminister für Arbeit, Soziales, Transformation und Digitales Alexander Schweitzer schaut zum Mittagessen vorbei. 

© privat

Das #wärmewinter-Projekt "Mittags gemeinsam" wird unterstützt von (v.l.n.r): Koch Markus Nagel (Lebenshilfe e.v.,), Staatsminister Alexander Schweitzer, Volker Poß (Bürgermeister der Verbandsgemeinde Kandel) und Pfarrerin Mirjam Dembek.

Kandel im Februar, ein grauer Nieselregentag. Wer mit hochgezogenen Schultern an den Fenstern des Protestantischen Gemeindezentrums vorbeigeht, dem steigt schon der Duft eines deftigen Essens in die Nase. Drinnen erwartet die Gäste warmes Licht, Stimmengewirr, das Klappern von Geschirr – und ein freundliches „Hallo!“

Drei Tische sind heute schon voll besetzt. Am ersten Tisch sitzt eine fröhliche Damenrunde, am nächsten eine Gruppe von Mitarbeitenden und Besucher:innen der Lebenshilfe-Tagesförderstätte, und am dritten sammelt sich eine bunt gemischte Gemeinschaft von Bekannten aus der Gemeinde: ein Jugendmitarbeiter, der Hausmeister, eine Presbyterin, der Leiter des Männertreffs und eine KiGo-Helferin mit ihrem Enkelkind.

Heute gibt es vegane Linsen-Tomaten-Suppe. Die Teller der Frauen am ersten Tisch sind schon leer. Ob sie Nachschlag möchten, fragt einer der ehrenamtlichen Helfer, die Suppenkelle schon in der Hand. „Ja, aber wir warten noch einen Moment, dann haben wir einen Grund, hier noch länger sitzen zu bleiben,“ antwortet eine der Damen lachend. Denn heute erwarten die Gäste und Mitarbeitenden des Projekts „Mittags gemeinsam“ hohen Besuch: Der Landtagsabgeordnete und Staatsminister Alexander Schweitzer möchte zum Mittagessen vorbeischauen.

Als er kommt, muss er den Kopf einziehen, denn die Türen im Souterrain sind niedrig. Dafür wird er mit spontanem Applaus begrüßt. Und nicht nur er – kurz nach ihm trifft der Koch der Lebenshilfe ein, der das Projekt von Anfang an unterstützt und dreimal die Woche mit einer kräftigen heißen Suppe beliefert. Den dritten spontanen Applaus erhält eine der Ehrenamtlichen von „Mittags gemeinsam“, die zwar heute keinen Dienst hat, aber trotzdem mit einem großen Blech frisch gebackener Muffins vorbeischaut.

Gemeinschaft im Fokus

Alexander Schweitzer setzt sich mit einem großen Teller Suppe an einen der Tische und lässt sich von Pfarrerin Mirjam Dembek über „Mittags gemeinsam“ berichten. Das Projekt orientiert sich an der Aktion #wärmewinter, erzählt die Pfarrerin und betont: „Bei uns liegt der Fokus nicht so sehr auf dem Thema Bedürftigkeit. Die Gemeinschaft ist uns wichtig, damit wir alle zusammen besser durch diesen Winter kommen. Wir wollten einen Ort schaffen, an dem es eben gar keine Rolle spielt, ob es jemand „nötig hat“ oder nicht. Etwas Warmes im Bauch zu haben und ein freundliches Gesicht zu sehen, das kann jedem gut tun, egal ob arm oder reich oder irgendwas dazwischen.“

Im Gespräch mit dem Staatsminister für Soziales und den Gästen am Tisch kommt vieles zur Sprache, was die Menschen belastet. „Wer alleine zu Hause ist, weil er zum Beispiel kürzlich den Lebenspartner verloren hat, für den war die Corona-Zeit mit den Kontaktbeschränkungen oft zusätzlich besonders belastend“, erzählt Dembek. Dazu die täglichen Nachrichten über den Krieg in der Ukraine, die Energiekrise und die Klimakatastrophe – „das kann ja ein Mensch alleine gar nicht mehr aushalten“, sagt eine Besucherin und fügt hinzu: „Es ist schön, dass man einfach so hierherkommen kann. Man wird immer freundlich begrüßt, und es ist immer jemand zum Quatschen da. Ganz unkompliziert.“

Helfende Hände

Ganz unkompliziert sind auch die vielen Ehrenamtlichen, die das Projekt am Laufen halten, findet Pfarrerin Dembek. Darum freue sie sich auch so über den Besuch von Herrn Schweitzer, denn es sei gut, dass dieses Engagement gesehen werde. Aus ganz unterschiedlichen Kontexten kommen die Helfer:innen, die sich bei „Mittags gemeinsam“ engagieren, und es haben sich unter ihnen viele neue Kontakte ergeben. „Die Arbeit ist ja nicht schwer“, schmunzelt eine Helferin, „im Wesentlichen ist es ja das, was ich zu Hause auch machen würde – aber hier habe ich noch nette Gesellschaft und Gespräche dabei.“

Mittlerweile hat der Staatsminister zwei Teller Suppe ausgelöffelt und seinen Kaffee getrunken. Als Erinnerung an den Besuch bekommt er von Pfarrerin Dembek eine #wärmewinter-Mütze überreicht. Er freut sich – nicht nur über die Mütze, sondern auch über die gute Idee hinter dem Projekt und die Menschen, die sich für den gesellschaftlichen Zusammenhalt engagieren und für die er wertschätzende Worte findet.

Dann macht er sich wieder auf den Weg in den Nieselregen. Die Damen vom ersten Tisch und die Leute von der Lebenshilfe sind auch schon wieder aufgebrochen. Dafür haben zwei Familien mit Kindern Platz genommen, die schnell ihre Suppe essen, um danach noch im Nebenraum Kicker zu spielen oder den Maltisch zu nutzen. Die Erwachsenen bleiben noch sitzen bei Kaffee oder Tee. Die Gespräche drehen sich hier um Politik, dort um das, was die Enkelkinder machen, und mehrfach ärgert man sich: Der Koch hat schon wieder nicht das Rezept für seine gute Suppe verraten!

Weitere Informationen

Das Angebot "Mittags gemeinsam" ist für alle Menschen offen, alle Speisen und Getränke sind gratis, eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Die Räumlichkeiten im Untergeschoss des Gemeindezentrums sind immer dienstags bis donnerstags von 12-15 Uhr geöffnet für alle, die auf einen Teller Suppe, eine Tasse Kaffee oder einen kleinen Plausch vorbeikommen möchten.