Nachgefragt zum Gute-Kita-Gesetz

30. Oktober 2018
  • Journal
  • Familie und Kinder
  • Kinderbetreuung

5,5 Milliarden Euro will die Bundesregierung für das "Gute-Kita-Gesetz" zur Verfügung stellen. Zu wenig, sagt Dr. Paula Döge. Warum es nicht nur wichtig ist, Kinderbetreuung quantitativ auszubauen, sondern auch langfristig ihre Qualität zu verbessern, erläutert die Referentin für Tageseinrichtungen für Kinder bei der Diakonie Deutschland im Interview.

Dr. Paula Döge
© Herman Bredehorst

Dr. Paula Döge, Referentin für Tageseinrichtungen für Kinder bei der Diakonie Deutschland

Mit dem "Gute-Kita-Gesetz" soll es mehr ausgebildetes Personal geben, bessere Betreuungsschlüssel, finanzielle Entlastung für die Eltern durch geringere Beiträge. Wie soll das gehen: Kita-Beiträge senken und die Qualität von Kitas steigern?

Paula Döge: Genau da liegt das Problem beim aktuellen Gesetz! Die zur Verfügung stehenden Mittel sind nicht ausreichend, damit beides geleistet werden kann. Natürlich ist es wünschenswert, dass der Besuch einer Tageseinrichtung für Kinder nicht an Beiträgen scheitert, aber hierfür gibt es in den meisten Bundesländern schon Regelungen zur Staffelung oder Befreiung. Zudem zeigen Studien, dass viele Eltern auch gern bereit sind, Beiträge zu bezahlen, wenn es der Betreuungsqualität für ihre Kinder zu Gute kommt. Die Diakonie Deutschland ist der Meinung, dass es das Geld der Elternbeiträge momentan einfach noch im System Kindertagesbetreuung braucht, solange die Qualität noch nicht ausreichend gesichert ist.

Qualität in der Kinderbetreuung sollte selbstverständlich sein. Warum muss es dafür extra ein Gesetz geben?

Döge: Angesichts des Rechtsanspruchs auf einen Betreuungsplatz ab dem ersten Lebensjahr ging es in den vergangenen Jahren darum, überhaupt erst einmal genügend Betreuungsplätze zu schaffen und die Frage nach Qualität ist eher in den Hintergrund gerückt. Mit dem Zwischenbericht der Jugend- und Familienministerkonferenz im November 2016 und den verabschiedeten Eckpunkten für ein Qualitätsentwicklungsgesetz vom Mai 2017 wurde Qualität erfreulicherweise wieder in den Blick genommen. Denn Kindertagesstätten und das dort tätige Fachpersonal stehen mittlerweile unter einem enormen Belastungsdruck, weil von allen Seiten sehr viel von ihnen gefordert wird. Jedes Kind ist entsprechend der individuellen Sprachentwicklung alltagsintegriert zu fördern oder mathematische Vorläuferfähigkeiten sind aufzubauen, das soziale Miteinander der Kinder ist zu pflegen und das alles auch begleitend zu beobachten und zu dokumentieren. Es ist jedoch ungeheuer schwierig, qualitativ gute Arbeit zu leisten, wenn Fortbildungs-, Urlaubs- oder Krankheitszeiten in Teams nicht mehr aufgefangen werden können, die Leitung kaum Zeit für Leitungstätigkeiten hat oder Fachkräfte gar nicht dazu kommen, ihre pädagogische Arbeit mit den Kindern angemessen vor- und nachzubereiten. Angesichts der Wichtigkeit frühkindlicher Bildung, Erziehung und Betreuung wünsche ich mir sehr, dass das Vorhaben der Bundesregierung für Verbesserungen sorgen kann, die tatsächlich spürbar bei Einrichtungen und Fachkräften sowie bei den betreuten Kindern und ihren Familien ankommen.

Was plant die Diakonie zum "Gute-Kita-Gesetz"?

Döge: Die Diakonie Deutschland setzt sich dafür ein, dass das geplante Gesetz den Ansprüchen gerecht wird, die im Koalitionsvertrag formuliert wurden - etwa in Sachen Weiterentwicklung der Qualität oder Teilhabe in der Kindertagesbetreuung. Dafür arbeiten wir auch eng mit anderen Wohlfahrtsverbänden und Gewerkschaften zusammen. Der aktuelle Entwurf des Gesetzes ist da nicht ausreichend. Hier gilt es, noch Verbesserungen zu erzielen und zum Beispiel die Finanzierung langfristig zu sichern und nicht nur bis 2022 zu befristen.

Redaktion: Diakonie/Ulrike Pape