Nachgefragt: Was leistet das neue Bundesrahmenhandbuch für die Hospizarbeit?

12. Februar 2020
  • Journal
  • Hospiz- und Palliativversorgung

Das neue Bundesrahmenhandbuch "Qualität sorgsam gestalten" stellt sicher, dass der Hospizgast in stationären Hospizen weiter im Mittelpunkt steht und der Hospizgedanke erhalten bleibt, erläutert Hospizexpertin Dr. Jutta Ataie.

Was leistet das neue Bundesrahmenhandbuch?

Dr. Jutta Ataie: Momente der Begegnung mit schwerkranken und sterbenden Menschen und ihren Angehörigen sind im Hospizalltag weder vorhersehbar noch planbar. Mitarbeitende müssen aus dem Moment heraus gestalten. Um dies zu ermöglichen, muss das Qualitätsmanagementsystem eines stationären Hospizes einen Orientierungsrahmen bieten, der Handlungsspielräume für die einzelnen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen eröffnet und ihre situative Handlungskompetenz fördert und stärkt.

Das neue Handbuch formuliert Fragen, die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in stationären Hospizen zur Reflexion anregen. Jedes stationäre Hospiz ist eingeladen, für sich – ganz individuell – zu überlegen, wie es diese Qualitätsanforderungen derzeit umsetzt und zukünftig, im Einklang mit der Hospizidee, umsetzen will.

Was ist das Besondere an dem neuen Bundesrahmenhandbuch?

Ataie: Das neue Handbuch legt einen klaren Schwerpunkt auf die Lebensqualität schwerkranker und sterbender Menschen. Der Hospizgast mit seinem subjektiven Erleben und seinen individuellen Bedürfnissen und Wünschen steht zusammen mit seinen Angehörigen im Mittelpunkt des Handelns. Als kleine Einrichtungen mit personalintensiver Ausstattung sollen stationäre Hospize mit dem neuen Handbuch in die Lage versetzt werden, diesem Anspruch gerecht zu werden und qualitativ hochwertig umzusetzen.

Die derzeit rund 240 stationären Hospize in Deutschland haben – jedes auf seine Weise – Wege gefunden, ihren Auftrag zu erfüllen und den Hospizgedanken in Einklang mit ihren jeweiligen Leitbildern und individuellen Qualitätszielen mit Leben zu füllen. Das neue Handbuch regt zur methodisch durchdachten Gestaltung von Qualität an, um diese Vielfalt zu erhalten und zu fördern.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Hospizarbeit in Deutschland?

Ataie: Eine der wichtigsten Zukunftsaufgaben stationärer Hospize wird es sein, die hohe Qualität zu bewahren, die durch das Engagement und die Visionen ihrer Gründergeneration entstanden ist und in Einklang zu bringen mit vertraglichen Normen und den gesetzlichen Entwicklungen. Bei dieser Anpassung soll dieses Qualitätsrahmenhandbuches helfen.

Dem Bewahren der Hospizphilosophie kommt vor allem deshalb große Bedeutung zu, weil in vielen stationären Hospizen ein Generationenwechsel ansteht, da sich die Gründergeneration nach und nach in den Ruhestand verabschiedet. Dabei spielt es eine wichtige Rolle, das weitere Wachstum des ehrenamtlichen Engagements zu fördern und eine Koordination der verschiedenen Engagementformen sicherzustellen.

Redaktion: Diakonie/Justine Schuchardt

Weitere Informationen

Wenn Sie das Bundesrahmenhandbuch besser kennenlernen möchten, melden Sie sich zum kostenlosen Onlineseminar am 25.3. und 6.5.2020 an.