Nachgefragt: TelefonSeelsorge kann in der Corona-Krise ein Gefühl von Nähe vermitteln
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Die Corona-Krise und die anhaltende soziale Isolation sind für viele Menschen psychisch sehr belastend. Im vergangenen Jahr erhielt die TelefonSeelsorge 1.277.764 Anrufe und beriet 33.578 Menschen per Chat. Was die Ratsuchenden in der Corona-Krise am meisten bewegt und wie die TelefonSeelsorge helfen kann, erklärt Bernd Blömeke, Referent für Telefonseelsorge bei der Diakonie Deutschland.

Die ehrenamtlich Mitarbeitenden der TelefonSeelsorge sind hoch motiviert, in dieser für viele Menschen belastenden Situation das Telefon rund um die Uhr zu besetzen.
Wie hat die TelefonSeelsorge auf die Corona-Krise und den dadurch steigenden Bedarf an Beratung reagiert?
Bernd Blömeke: In der Corona-Krise sind die Kontakte zu anderen Menschen stark eingeschränkt um Ansteckungen zu vermeiden. Da ist ein telefonisch oder online erreichbares – und schon seit vielen Jahren etabliertes – Gesprächsangebot natürlich eine große Hilfe. Die ehrenamtlich Mitarbeitenden waren und sind hoch motiviert, in dieser für viele Menschen belastenden Situation das Telefon rund um die Uhr zu besetzen. Deutlich zugenommen hat die Nachfrage nach Chats, weshalb die TelefonSeelsorge gerade hier die Erreichbarkeit noch stärker ausgebaut hat. Aber auch in der Mailberatung stieg die Zahl der Anfragen im vergangenen Jahr um 28 Prozent. Die stärkste Reaktion der TelefonSeelsorge auf diese Krise ging also von den Ehrenamtlichen selbst aus, indem sie die Erreichbarkeit nicht nur aufrechterhalten, sondern deutlich erweitert haben.

Bernd Blömeke ist Referent für Telefonseelsorge bei der Diakonie Deutschland.
Was bewegt die Menschen am meisten, die sich im Laufe der Corona-Krise an die TelefonSeelsorge gewendet haben?
Blömeke: Die Corona-Krise mobilisiert und verschärft Gefühle von Angst, Unsicherheit und viele Sorgen, die zumeist untergründig schon vorher vorhanden waren – zum Beispiel Sorge um den Arbeitsplatz, um die finanzielle Situation oder darüber, wie es bei den Kindern schulisch weitergeht. „Corona“ ist weniger selbst Thema in den Gesprächen, sondern es läuft untergründig mit, indem es die vorhandenen Ängste und Sorgen verstärkt.
Wie gelingt es, gerade in Zeiten des Lockdowns und der sozialen Isolation Menschen ein Gefühl von Nähe zu vermitteln?
Blömeke: Ich glaube, ein Gefühl von Nähe kann entstehen, wenn die Anrufenden merken, dass sich jemand wirklich Zeit für sie nimmt. So spüren sie, dass sie mit ihren Sorgen und Ängsten bei jemandem Gehör finden, dem die Situation nicht fremd ist, und dass sie damit nicht allein gelassen werden.
Interview: Diakonie/Sarah Spitzer
Die TelefonSeelsorge ist rund um die Uhr unter 0800 1110111 erreichbar. Die Anrufe sind kostenfrei und die Anonymität ist gewährleistet. Auch online können sich Menschen unter telefonseelsorge.de an die Telefonseelsorge wenden und per Mail und Chat Kontakt aufnehmen.