Nachgefragt: Kinderbetreuung muss pandemiefest sein – Familien und Fachkräfte brauchen Unterstützung

20. Januar 2021
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Mit dem Beschluss von Bundeskanzlerin sowie der Ministerpräsidentinnen und –präsidenten vom 19. Januar ist klar: Schulen bleiben bis zum 14. Februar grundsätzlich geschlossen beziehungsweise die Präsenzpflicht wird ausgesetzt; in Kindertagesstätten wird analog verfahren. Der verlängerte Lockdown mit Kita- und Schulschließungen trifft Kinder und deren Eltern in besonderer Weise. Wie eine pandemiefeste Kindertagesbetreuung aussehen könnte und welche Unterstützung die Diakonie für Familien bietet, erklärt Paula Döge, Referentin für Kindertageseinrichtungen, Familienzentren sowie Jugendhilfe in Schule bei der Diakonie Deutschland.

Leere Schaukel vor Haus
© Diakonie/Cathleen Heine

Bei hohen Inzidenzzahlen können Kitas nicht wie gewohnt geöffnet bleiben.

Die Diakonie hat wiederholt eine pandemiefeste Kinderbetreuung und eine längerfristige Strategie für Kitas und Schulen gefordert. Was bedeutet das konkret?


Paula Döge: Zunächst muss es darum gehen, bundesweit eine klare Orientierung zu haben, in welchem Ausmaß Kindertagesbetreuung angesichts des aktuellen Infektionsgeschehens vor Ort jeweils machbar ist. Das hatte die Diakonie gefordert und dies wurde leider auch bei den jetzt getroffenen Beschlüssen nicht berücksichtigt. Bei hohen Inzidenzzahlen können Kitas nicht wie gewohnt geöffnet bleiben. Auf der anderen Seite liegt es im berechtigten Interesse der Kinder und ihrer Familien, in die Kita kommen zu können. In den Einrichtungen brauchen wir den bestmöglichen Gesundheits- und Infektionsschutz wie er ja bereits im vergangenen Jahr konzeptionell erarbeitet und seitdem umgesetzt wird. Durch Personalausfälle ist es derzeit für Träger und Einrichtungen vielerorts jedoch eine Herausforderung, dies sicherzustellen. Maßnahmen wie zusätzliches Personal oder zusätzliche Räume könnten hier noch weiter zur Entlastung beitragen. Auch muss die Digitalisierung in Kitas gefördert werden, damit gerade bei Schließung oder eingeschränktem Betreuungsangebot Kontakt mit den Familien gehalten werden kann.
 

Welche Unterstützungsmöglichkeiten gibt es derzeit für berufstätige Eltern mit Kindern?
Döge:
Die Ausweitung des Kinderkrankengeldes um zwanzig Tage für 2021 wurde kürzlich beschlossen. Das ist schon mal hilfreich, aber nicht ausreichend. Weitere Maßnahmen auf Bundesebene wie zusätzliche Urlaubstage oder finanzielle Entschädigungen bzw. Lohnfortzahlungen durch die öffentliche Hand, wenn Eltern vorübergehend freigestellt werden, wären beispielsweise denkbar. Das muss jetzt umgesetzt werden, weil die Familien genau jetzt den verlängerten Lockdown schultern müssen. Da auf Landesebene über den Betrieb von Kitas und Schulen entschieden, teilweise auch kommunal, gibt es vor Ort recht unterschiedliche Situationen. Generell ist aber bedauerlicherweise mein Eindruck, dass bei den politischen Maßnahmen die Bedarfe von Familien in dieser besonderen Situation noch zu wenig im Blick sind und sie deshalb überwiegend auf sich gestellt sind.

Für Kinder und deren Eltern bedeuten die Kita- und Schulschließungen nicht nur organisatorischen, sondern auch starken psychischen Stress. Welche Unterstützung bietet die Diakonie?
Döge:
Die vielen Familien- und Erziehungsberatungsstellen in evangelischer Trägerschaft haben ihr Angebot Corona-Bedingungen angepasst und bieten persönliche Beratung telefonisch oder auch Online an. So lassen sich vertraulich individuelle Lösungen für Belastungssituationen entwickeln. Auch Familienbildungsstätten engagieren sich mit alternativen Angeboten. Bereits im vergangen Jahr sind vielerorts kreative Ideen entstanden, um Familien möglichst einfach zu unterstützen wie beispielsweise der Familien-Blog „Die Trickkiste“ der Diakonie Rendsburg-Eckernförde oder der Video-Blog „Psychologie für Zuhause in Zeiten von Corona“ der Landesstelle der psychologischen Beratungsstellen in der evangelischen Landeskirche Württemberg.