Nachgefragt: „Durch den Bundesfreiwilligendienst hat sich meine Studienwahl absolut verfestigt.“

25. Juni 2021
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Laura Lerner, 20 Jahre, macht seit September 2020 einen Bundesfreiwilligendienst in einer Wohngruppe des Diasporahaus Bietenhausen e.V. Dort arbeitet sie mit Kindern, die nicht mehr bei ihren Eltern wohnen dürfen oder können. Für sie ist der BFD ideal, um ihr späteres Berufsfeld kennenzulernen – im Anschluss beginnt sie ein duales Studium der Sozialen Arbeit für Jugend-, Familien- und Sozialhilfe und wird auch ihre Praxisphasen in ihrer jetzigen Wohngruppe absolvieren. Unter Pandemie-Bedingungen ist der BFD für Laura zwar besonders herausfordernd, aber auch eine große Chance, erklärt sie im Interview.

Illustration aus zwei Menschen, die das Kronenkreuz halten
© Diakonie/Francesco Ciccolella

Ein Bundesfreiwilligendienst bietet die Möglichkeit, in soziale Berufe hineinzuschauen. Für Laura Lerner ideal, um ihr späteres Berufsfeld kennenzulernen.

Wie bist du auf die Idee gekommen, einen Bundesfreiwilligendienst zu machen? Warum hast Du Dich dafür entschieden?

Laura Lerner: Nach dem Abi habe ich erst angefangen, Tiermedizin zu studieren. Das Studium musste ich aber schweren Herzens aus persönlichen Gründen abbrechen. Dann habe ich überlegt, was ich stattdessen mache. Und da ich schon viele Jahre in einer Reitschule mit Kindern gearbeitet habe, bin ich auf Wohngruppen-Arbeit und das duale Studium der Sozialen Arbeit gekommen. Dafür braucht man in der Regel schon praktische Erfahrung, zum Beispiel durch einen Bundesfreiwilligendienst. Ich habe mich dann beim Diasporahaus für den BFD und im selben Zug für das Studium beworben. Ich habe mich gezielt dafür entschieden, mein Studium in derselben Gruppe zu machen wie meinen BFD, weil ich dann die Kinder schon kenne, weiß, wie die Arbeit läuft, und es mir dann im dualen Studium – wenn man nur zwei Mal im Jahr für je drei Monate da ist – leichter fällt, in die Arbeit reinzukommen.

Du musst deinen BFD unter Pandemie-Bedingungen absolvieren: Wie klappt das und was ist dabei die größte Herausforderung? Warum ist Dein Einsatz im BFD vielleicht auch besonders hilfreich – für Dich und für andere?

Porträtfoto Laura Lerner
© privat

Unter Pandemie-Bedingungen war und ist der BFD für Laura zwar besonders herausfordernd, aber auch eine große Chance. Sie ist reingewachsen in diese herausfordernde Situation.

Laura: Ich mache meinen BFD derzeit quasi unter den härtesten Bedingungen – im guten Sinne. Das liegt nicht nur an Corona. Das Haus der Wohngruppe wird schon seit etwa 1,5 Jahren umgebaut. Wir hatten und haben also nicht nur die Kindergartenkinder viel zuhause und nebenbei Home-Schooling, sondern auch Bauarbeiten im Haus. Das ganze Corona-Jahr über war es ein bisschen wie eine Achterbahnfahrt für uns alle, weil mal gelockert wurde, dann waren wieder alle im Lockdown überwiegend in der Wohngruppe. Man hat den Kindern auch angemerkt, dass sie irgendwann nicht mehr in die Schule gehen wollten und auch allgemein nicht mehr wussten, was sie glauben können, weil man nie wusste, wie lange das jetzt hält. Durch Corona habe ich die Kinder aber total gut kennengelernt, weil sie eben nicht, wie normalerweise, sehr viel unterwegs sind. Das war und ist für die Kinder natürlich sehr schade. Natürlich fehlt uns allen der Ausgleich und jeder ist ein bisschen gereizter, die Kinder und die Erwachsenen. Aber ich muss sagen, für mich ist es eine Chance, ich bin reingewachsen in diese herausfordernde Situation – für mich kann es im Laufe des Studiums und auch danach im Grunde nur leichter werden.

Ich habe mich während des Lockdowns viel um die Kindergartenkinder gekümmert, wenn sie in der Wohngruppe bleiben mussten. Dann war ich gleich früh morgens da, damit die Größeren in Ruhe lernen konnten. So habe ich mich wirklich fünf Tage die Woche intensiv um die Kleinen gekümmert. Das hat mir auch nochmal ganz andere Blickwinkel gegeben.

Ich wünsche uns und den Kindern aber sehr, dass es durch die Impfungen nun endlich bergauf geht und man in eine Normalität zurückkehren kann, die auch beständig ist – und kein Auf und Ab zwischen Hoffen und Bangen.

Was nimmst du für dich aus diesem Freiwilligendienst mit? Was wird dir am meisten in Erinnerung bleiben?

Laura: Ich nehme ganz viel mit: meine persönliche Entwicklung, mein Team, das mich immer wieder unterstützt hat, und natürlich die Kinder. Ich habe sie im vergangenen Jahr so liebgewonnen und ins Herz geschlossen, dass ich mir gar nicht vorstellen könnte, mein Studium an einer anderen Stelle zu machen. Durch den Bundesfreiwilligendienst hat sich meine Studienwahl absolut verfestigt. Und ich bringe natürlich ein Jahr Erfahrung mit. Dadurch wird es mir leichter fallen, in den Praxisphasen meines dualen Studiums in die Wohngruppe zurückzukommen. Auch diese gute Vorbereitung nehme ich aus meinem Bundesfreiwilligendienst mit.

Interview: Diakonie/Sarah Spitzer