MOVE macht Menschen mit Behinderung fit für Bus und Bahn

19. März 2019
  • Journal
  • Inklusion und Behindertenhilfe
  • Bundesteilhabegesetz

Mobilität ist wichtig für ein selbstbestimmtes Leben. Damit Menschen mit Behinderung flexibel mit dem öffentlichen Nahverkehr unterwegs sein können, organisiert das Angebot MOVE individuelle Fahrtrainings mit Begleit-Paten im Landkreis Tübingen.

Ein Mann geht mit einem Mann im Rollstuhl zum Bus
© Stephanie Häfele

MOVE-Pate Kai Krudewig (rechts) hat Cumhur Topal auf seinem Weg zur Schule begleitet

Kurzentschlossen einen Freund besuchen oder spontan mit dem Zug in die nächste Stadt fahren: Meistens fühlt sich ein Mensch dann frei und unabhängig, wenn er oder sie sich selbstständig bewegen kann.

Genau diesen sicheren Umgang mit öffentlichen Verkehrmitteln möchte MOVE vom Verein Freundeskreis Mensch in Tübingen unterstützen. In Fahrtrainings gewinnen Menschen mit Behinderung mehr Sicherheit im Umgang mit öffentlichen Verkehrsmitteln.

Die Idee ist nicht neu: Bundesweit gibt es bereits Mobilitätsdienste und auch Trainings für mobilitätseingeschränkte Menschen für Bus und Bahn. Viele Verkehrsbetriebe in Deutschland bieten meist eintägige Schulungen und Sammeltrainings zum Umgang mit den jeweiligen Beförderungsmitteln an. Das Besondere an MOVE: Individuelle Fahrtrainings mit einem Begleitpaten - live im Straßenverkehr- und genau auf den Fahrstrecken, die die Teilnehmenden später alleine bewältigen wollen.

Durch Fahrtrainings mehr Spontanität

So funktioniert es: Menschen, die im Umgang mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fitter werden wollen oder deren Arbeitgeber, melden sich bei Move. Sie erhalten dann einen Begleit-Paten und üben im intensiven Einzeltraining, wie man zur nächsten Haltestelle findet, wo man sich im Bus festhält oder wie man den Fahrplan liest. Aber nicht nur die "technischen" Herausforderungen werden trainiert, sondern zum Beispiel auch, wie man mit unhöflichen Mitreisenden umgeht oder Ruhe bewahrt, wenn der Bus nicht kommt. Das Hilfeangebot ist ganz individuell auf die Bedürfnisse der einzelnen Teilnehmenden zugeschnitten.

Ein Mann hilft einem anderen Mann im Rollstuhl über eine Rampe in den Bus
© Stephanie Häfele

Über die Rampe geht es einfach in den Bus

Inklusive Transportmittel, inklusive Gesellschaft

Seit 2013 organisieren die Mitarbeitenden von MOVE nun schon diese Fahrtrainings und setzen sich auch für eine barrierefreie Infrastruktur ein. Im Austausch mit Kooperationspartnern wurde MOVE zum Fürsprecher von Menschen mit Behinderung. Es ist vernetzt mit Verkehrsbetrieben und politischen Entscheidungsträgern. Dadurch erreichten sie zum Beispiel den Ausbau einer Bushaltestelle und Symbole an den Linienbussen in Tübingen.

Für sein Engagement erhielt das Projekt 2014 den mitmenschpreis der Aktion Mensch und war 2013 für den Sozialpreis Innovatio nominiert. Der Landkreis Tübingen fördert das Angebot zudem seit 2017.

Text: Stephanie Häfele und Juliane Lehmann