Die Diakonisse
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Als Diakonisse lebt Heidrun Sigmund ehelos und enthaltsam in der Glaubengemeinschaft. So ist sie immer da, wo Menschen ihre Hilfe benötigen.

Diakonisse Heidrun Sigmund
"Ich habe meine Wahl bis heute nie bereut", sagt Schwester Heidrun Sigmund. Seit 46 Jahren lebt und arbeitet die 69-Jährige im Diakonissenmutterhaus Luise-Henrietten-Stift in Lehnin. Eine Bibelstunde brachte für die gelernte Krankenschwester die Entscheidung. "Wir hörten die Geschichte von Jona", erzählt sie.
"Er erhält einen Auftrag von Gott, dem er sich zunächst nicht gewachsen fühlt. Er flüchtet davor. Doch er wird von Gott an seinen Auftrag erinnert und zurückgeholt – da erkannte ich, dass auch ich eine Aufgabe von Gott erhalten hatte."
Von der Kinderkrankenschwester zur Diakonisse
Aber auch ein Rüschenhäubchen ist nicht ganz unschuldig daran, dass Schwester Heidrun diesen Lebensweg für sich wählte. Denn eigentlich wollte sie Physik oder Chemie studieren. Da sie jedoch nicht an der Jugendweihe teilgenommen hatte, bekam sie in der damaligen DDR keinen Studienplatz und ließ sich stattdessen in einem Diakonissen-Krankenhaus in Halle zur Kinderkrankenschwester ausbilden. "Im ersten Ausbildungsjahr stand auch Putzen auf dem Ausbildungsplan" erinnert sie sich. In einem Zimmer, das sie reinigen sollte, hing die weiße Haube einer Diakonisse an der Tür. Neugierig setzte sie es auf – und befand: "Das steht mir aber gut!"
Erfahrungen im Alltag als Diakonisse
Als Diakonisse verbringt Heidrun Sigmund ihr Leben in einer Lebens- und Glaubensgemeinschaft mit anderen Diakonissen. Sie lebt ehelos und enthaltsam, trägt eine Tracht und gibt das Geld, das sie verdient, bis auf ein kleines Taschengeld in die Gemeinschaftskasse. „Bei uns gibt es keinen Neid“, betont sie. Auch in der Ehelosigkeit und Enthaltsamkeit hat sie ihr Glück gefunden: „Eine Familie mit vielen Kindern, das war früher mein Traum, doch als Diakonisse bin ich nicht an eine eigene Familie gebunden und dadurch frei für den Dienst dort, wo ich gerade gebraucht werde. So kann ich mich den Menschen widmen, die Hilfe benötigen.“ Das sei für sie das Schönste daran, eine Diakonisse zu sein.
Ihre Tracht würde Schwester Heidrun heute "nie mehr abgeben“. Sie trägt sie sogar auf der Zugfahrt in den Urlaub, als Erkennungszeichen. Das erwecke großes Vertrauen. “Häufig kommen Menschen auf uns Diakonissen zu, um ihren Kummer zu erzählen oder mit uns zu beten.“ In Lehnin genießt Schwester Heidrun mittlerweile ihren “Feierabend“, wie der Ruhestand bei den Diakonissen heißt. Viel Freude macht es ihr, den Garten zu pflegen.
Text: Diakonie/Sarah Schneider
Weitere Teile der Serie
Was macht eigentlich eine Diakonisse? Und was unterscheidet sie von einer Diakonischen Schwester und einer Diakonisse neuer Form? In dieser Serie portraitieren wir für Sie eine Diakonisse, eine Diakonieschwester und eine Diakonisse neuer Form.