BFDlerin des ersten Jahrgangs: „Das war einfach mein Ding – ich würde es jederzeit wieder machen.“

25. Juni 2021
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Sie gehörte zu den Bundesfreiwilligendienstleistenden des ersten Jahrgangs. Und vom ersten Tag an war der BFD für Helga Karrasch (65) „stimmig“ und „genau ihr Ding“. Von November 2011 bis Ende April 2013 absolvierte sie einen Bundesfreiwilligendienst im Altenzentrum Wichlinghausen in der Stollenstraße in Wuppertal. Auch nach dem BFD ist sie lange dort als Freiwillige geblieben – bis sie sich das Schlüsselbein brach und Corona ihr Engagement vorerst verhinderte.

Illustration aus einem Menschen, der einem anderen Menschen die Hand auf die Schulter legt
© Diakonie/Francesco Ciccolella

Der Bundesfreiwilligendienst wurde im Juli 2011 als erstes generationenoffenes Angebot eingeführt. Der BFD sollte die bereits bestehenden Jugendfreiwilligendienste ergänzen. Helga Karrasch gehörte zum ersten Jahrgang.

„Wenn mich jemand fragte, wieso ich einen Bundesfreiwilligendienst mache, konnte ich ganz klar sagen: Ich kann es mir beim besten Willen nicht vorstellen, nur zuhause zu sitzen. Ich wollte auf jeden Fall irgendetwas machen.

Schon vor dem BFD ein bisschen Erfahrung in der Altenpflege gesammelt

Ich hatte schon vor meinem BFD ein bisschen Erfahrung in Altenpflege gesammelt. Das war mehr Zufall. Eigentlich bin ich gelernte Verkäuferin und habe zwei Söhne. Nachdem meine Kinder groß waren, habe ich die Verkaufs-Schiene nicht mehr aufgenommen, sondern habe dann bei älteren Leuten im Haushalt geholfen und auch meine Eltern eine Weile zuhause versorgt. So habe ich viel Erfahrung mit älteren Menschen im privaten Bereich gesammelt. Nach meinem Berufsleben habe ich mich im Altenzentrum Wichlinghausen freiwillig engagiert ehe der Bundesfreiwilligendienst kam.

Porträtfoto von Helga Karrasch
© Christian Carls

Als BFDlerin fühlte sich Helga Karrasch im Altenzentrum in der Stollenstraße richtig gut eingebunden, sie war die „gute Seele des Hauses“.

Als BFDlerin richtig gut eingebunden und die „gute Seele des Hauses“

Von dem damals neuen Angebot des Bundesfreiwilligendienstes hatte ich bereits gehört. Ich habe mich dann darüber informiert und einen BFD für mich auch in Erwägung gezogen. Als man mir dann in dem Altenzentrum einen Bundesfreiwilligendienst direkt anbot, habe ich das sehr gerne gemacht. Und ich würde es jederzeit wieder machen.

Zuerst habe ich erledigt, was um die Pflege herum so ansteht: Wäsche verteilen, Zimmer aufräumen, Essen anreichen, also alles, womit ich das Pflegepersonal entlasten konnte. Später, als ich die Bewohnerinnen und Bewohner kannte und ein gutes Verhältnis zu ihnen aufgebaut hatte, habe ich dann die pflegeleichtesten Bewohnerinnen und Bewohner übernommen, die ein bisschen Hilfe brauchten morgens beim Anziehen, Anleitung beim Waschen oder vielleicht mal etwas Unterstützung dabei. Dadurch bin ich dann so richtig in die Pflege gekommen und habe das wirklich gerne gemacht.

Ich hatte ein tolles Team und auch zu den Bewohnerinnen und Bewohnern einen sehr guten Draht. Generell bin ich sehr kontaktfreudig und lerne schnell Leute kennen. Da haben sich meine Kolleginnen und Kollegen immer gewundert, wie geht das, du sitzt morgens um fünf Uhr im Bus und lernst Leute kennen. Und auch in dem Altenzentrum kannte ich praktisch das ganze Haus. Ich habe zwar auf einem Wohnbereich im Parterre gearbeitet, aber ich kannte auch die Bewohnerinnen und Bewohner der anderen Wohnbereiche. Ich war richtig eingebunden. Manche Kolleginnen und Kollegen sagten, ich sei die gute Seele des Hauses. Ich gehörte einfach da hin, das gehörte in mein Leben.

Gute Erfahrung: neue Menschen kennenlernen und sich mit anderen BFDlerinnen und BFDlern austauschen

Dass der BFD damals noch praktisch in den Kinderschuhen steckte, hat man gar nicht gemerkt. Ich war vom ersten Tag an zufrieden, wie er gestaltet war, und ich habe mich wirklich gut dabei gefühlt. Mir ist kein Tag in Erinnerung geblieben, an dem ich keine Lust hatte zur Arbeit oder den Seminaren zu gehen. Es war alles so stimmig, es hat alles gepasst. Besonders die Seminare fand ich ganz genial. Ich hatte auch eine gute Gruppe, wir waren alle im relativ gleichen Alter und auf einer Wellenlänge. Mal wieder Menschen kennenzulernen und sich auszutauschen mit anderen Bundesfreiwilligendienstleistenden, das war eine tolle Sache. Auch zu den Dozenten hatten wir einen guten Draht, wir konnten über alles reden und uns mit ihnen austauschen. Nach den Seminaren haben wir manchmal noch gemütlich zusammengesessen – das war insgesamt wirklich eine schöne Erfahrung für mich.

Frau steht vor einem Eingang in ein Altenzentrum aus Glastüren
© Christian Carls

Auch nach dem BFD hat sich Helga Karrasch weiterhin im Altenzentrum als Freiwillige engagiert – bis sie sich das Schlüsselbein brach und Corona kam.

Auch nach dem BFD noch lange als Freiwillige im Altenzentrum

Nach meinem BFD bin ich weiter als Freiwillige in dem Altenzentrum geblieben. Mein Gedanke war immer, ich engagiere mich noch so lange wie möglich. Aber dann habe ich mir mein Schlüsselbein gebrochen und im März kam Corona. Als Ehrenamtliche musste ich dann erstmal zuhause bleiben. Dadurch konnte ich mich von einigen Bewohnerinnen und Bewohnern, die inzwischen verstorben sind, nicht verabschieden, das tut schon weh. Auch die Kolleginnen und Kollegen vermisse ich. Vielleicht würde ich also nochmal stundenweise dorthin gehen, wenn es sich anbietet.

Einfach mal in einen Bereich reinschauen ist eine geniale Sache – vor allem auch für junge Leute

Ich würde einen BFD auf jeden Fall weiterempfehlen – auch für junge Leute. Zu meiner Zeit gab es das ja nicht, dass man als junger Mensch die Möglichkeit hatte, einfach mal in einen Bereich reinzuschauen, um zu sehen, ob es auch beruflich passt. Heutzutage stehen den jungen Leuten wirklich alle Wege offen, mal etwas auszuprobieren und zu sagen, das ist etwas für mich oder nicht. Ich finde das eine geniale Sache.“

Protokoll: Diakonie/Sarah Spitzer