"Beste Zeit meines Lebens"

2. Dezember 2013
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42.000 freiwillig Engagierte unter 30 Jahren gibt es in der Diakonie, wie die Zahl des Monats im Dezember zeigt. Eine davon ist Emilie Svane Bruhn, die neun Monate für die Diakonie in Polen ehrenamtlich tätig war.

Zwei Frauen mit Wanderrucksack an der Polnisch-Tschechischen
© © Emilie Svane Bruhn

Während ihres Diakonischen Jahrs im Ausland bereiste Emilie (rechts) auch ganz Polen

Seit einigen Monaten lebe ich nun als Freiwillige im wunderschönen Polen, in der ebenso schönen Altstadt Warschaus. 4 Tage die Woche arbeite ich im Büro der polnischen Diakonie und 1 Tag die Woche in einem Seniorenheim etwa 1 Stunde außerhalb von Warschau.

Viele sind verdutzt, wenn sie hören, dass ich meinen Freiwilligendienst in einem Büro mache und fragen, ob das denn nicht langweilig sei. Nein, das ist es überhaupt nicht! Im Büro gibt es immer viel zu erledigen. Die Arbeit ist abwechslungsreich und interessant – zum Beispiel Übersetzungen verfassen (deutsch-englisch, englisch-deutsch), Briefe für die Post vorbereiten oder PowerPoints entwerfen. Für Freiwillige, die zwar den Kontakt und Umgang mit anderen sehr schätzen, aber nicht für eine Arbeit etwa mit Kindern 7 Stunden am Tag gemacht sind, finde ich meine Einsatzstelle perfekt.

Lebensgeschichte älterer Polinnen

Einmal die Woche gehe ich in das Evangelische Diakoniezentrum "Tabita" in Konstancin. Hier besuche ich ältere Damen, mit denen ich mich unterhalte, Tee trinke, deutsch – ihrerseits – und polnisch – meinerseits – übe. Außerdem hat der Pastor des Seniorenheimes ihnen vorgeschlagen, mit mir ihre Lebensgeschichte aufzuschreiben. Da ich von der Idee sehr angetan bin, versuche ich nun, das Projekt in Gang zu setzen.

Ich wohne in einem Studentenwohnheim mit 17 männlichen Theologiestudenten und 3 Studentinnen anderer Fachrichtungen. Ich dachte immer, ich sei ein toleranter Mensch, aber hier habe ich gemerkt, dass ich es ganz und gar nicht haben kann, wenn man nicht der, meiner Meinung nach, "richtigen" Meinung ist. Dass man kein schlechter Mensch ist, sondern trotzdem ein guter Freund sein kann, nur weil man beispielsweise die Emanzipation anders betrachtet als ich, hätte ich vorher nicht für möglich gehalten! Hier lerne ich, andere Meinungen und Haltungen zu akzeptieren.

Außerdem lernt man in seinem Auslandsjahr schnell, mit Händen und Füßen zu kommunizieren, wenn man die Sprache noch nicht spricht! Eine gute Idee ist es jedoch trotzdem, sich bereits zu Hause so vorzubereiten, damit man wenigstens "Danke", "Bitte" und "Guten Tag" sagen kann. Am besten ist es, immer ein kleines Wörterbuch dabei zu haben und sonst wedeln, stampfen und zeigen, was das Zeug hält!

Bei Problemen Initiative ergreifen

Ich kenne in Polen noch 7 andere Freiwillige aus Deutschland: in Krakow, Wroclaw und Bialystok. Bei Seminaren und über Facebook und E-Mail merke ich, dass es ihnen genau so gut geht wie mir. Hinsichtlich Probleme im Freiwilligendienst sind wir uns einig, dass die Lösung "Eigeninitiative ergreifen" heißt. Wenn einem etwas in der Einsatzstelle nicht passt, hilft es immer, seine Kontaktperson anzusprechen und selber Lösungs- oder Veränderungsvorschläge zu machen. Manchmal kann auch die Entsendeorganisation helfen oder gute Ratschläge geben. Dies hilft auch der Organisation an sich, damit sie Bescheid wissen über Probleme in der Einsatzstelle. Uns allen hat die "Eigeninitiative" schon aus der einen oder anderen kleinen Situation geholfen.

In meiner Freizeit reise ich viel in Polen. Es gibt unglaublich viele historische und kulturgefüllte Städte: zum Beispiel Torun – Heimatstadt Kupernikus' oder die Berglandschaft in Wisla und Bielsko, die Seen und Wälder in den Masuren, die Hafenstadt Gdansk. Außerdem macht das Zug fahren in Polen viel Spaß. Die Züge sehen so altmodisch aus wie in Harry Potter-Filmen, mit gemütlichen Sitzen und meistens mit sehr netten Mitreisenden. Da fühlt sich eine 6-stündige Fahrt fast wie ein Katzensprung an. Mein Fazit: Ich kann einen Freiwilligendienst in Polen nur empfehlen. Für mich ist es die beste Zeit meines Lebens!

Bericht: Emilie Svane Bruhn