Evangelisches Profil
Aus Glauben handeln
Die Diakonie ist der soziale Dienst der evangelischen Kirchen. Im Vertrauen auf Gottes Liebe zu seiner Schöpfung fühlen sich Christinnen und Christen seit 2.000 Jahren zur Nächstenliebe, zur Hilfe am Nächsten, motiviert. Jesus Christus selbst hat in seiner Zuwendung zu den Benachteiligten das Beispiel gegeben. Diakonie ist "Gottesdienst mit den Händen" und Teil des evangelischen Glaubens.
Dienst am Nächsten – dazu sind alle eingeladen
Heute sind nicht mehr alle Mitarbeitende in der Diakonie Mitglied einer evangelischen Kirche. Manche sind in einer anderen Religion beheimatet oder religiös indifferent – manche haben keine eigene Gottesbeziehung. Die Diakonie freut sich, dass sich auch diese Menschen durch ihre Mitarbeit in den Dienst der Nächstenliebe stellen und durch ihr Handeln den Auftrag der Diakonie unterstützen.
Ulrich Lilie, Präsident der Diakonie Deutschland „Glaube spielt gerade nicht nur in der Seelsorge eine Rolle. Glaube ist ein Kompass, der in jeder Aufgabe orientiert.”
Nachgefragt
Die Diakonie möchte, dass Menschen, für die sie sich einsetzt, die Menschenfreundlichkeit Gottes als Gerechtigkeit und Barmherzigkeit erfahren. Was dies für die Arbeit bedeutet, erläutert Tobias Kirchhof, Referent für diakonisch-missionarische Profilbildung bei MiDi.
Diakonie ist Teil der Evangelischen Kirche. Wenn Sie in den Bereichen Bildung, Seelsorge, Erziehung oder Leitung arbeiten möchten, dann müssen Sie einer der Kirchen aus der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (AcK) angehören. Für alle anderen Bereiche, wie Pflege, Sozialarbeit, Reinigung, Medizin, ist das gewünscht, aber nicht zwingend notwendig. Sie müssen sich aber mit den Zielen und Zwecken der Diakonie einverstanden erklären, auch schriftlich. Auch wenn ich in der Solarindustrie arbeite, sollte ich Sonnenenergie für eine sinnvolle und ausbaufähige Energieform halten, selbst wenn ich keine Solarzellen auf meinem Dach habe.
Das Ziel der Diakonie ist ja, Menschen zu helfen, die sich nicht selbst helfen können. Um das zu erreichen, muss sie sicherstellen, dass ihre Dienstleistung funktioniert. Wenn keine christlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Verfügung stehen, muss sie auf andere Kräfte zurückgreifen. Die Diakonie hat sich deshalb in den vergangenen Jahren kulturell und religiös geöffnet. Die größte Öffnung besteht in Richtung der vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich selbst nicht (mehr) als religiös verstehen. Für sie spielt der Glaube keine Rolle.
Es reicht uns nicht, wenn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Loyalitätsrichtlinie unterschreiben, sondern wir möchten auch, dass alle, die bei uns arbeiten, verstehen, was uns wichtig ist. Wir bieten Fortbildungen an, damit Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Diakonie und Christentum besser verstehen. Das richtet sich aber nicht nur an diejenigen, die der Kirche fernstehen sondern auch Kirchenmitglieder. Wir haben einen generellen Bildungsauftrag für alle, die bei uns arbeiten.
Wir sind in einer Situation, wo wir nicht mehr nur Christinnen und Christen beschäftigen. Aber wir zeigen als Diakonie, wer wir sind, wofür wir stehen und laden dazu ein, mitzumachen. Was die Beschäftigten dann daraus machen, ist ihre freie Entscheidung.
Wenn Sie mehr über das evangelische Profil erfahren möchten, lesen Sie das vollständige Interview.
Literaturtipps
- Alleinerziehende Familien in Gesellschaft, Kirche und Diakonie. Herausgegeben von Ralph Charbonnier, Ulrike Gebelein, Astrid Giebel und Insa Schöningh.
- Wolke und Feuersäule. Geistliche Begleitung in Kirche und Diakonie – Neubelebung einer alten Praxis der Seelsorge. Herausgegeben von Markus Dröge, Astrid Giebel, Ulrich Lilie, Andrea Richter.
- #religionsundkultursensibel. Perspektiven für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in evangelischen Kontexten. Herausgegeben von Heidi Albrecht, Mattias Dargel, Michael Freitag, Astrid Giebel, Wilfried Knorr, Ulrich Lilie und Maria Loheide
Die folgenden drei aufeinander bezogenen Publikationen bringen sich in den nach wie vor aktuellen gesellschaftlichen, politischen und parlamentarischen Diskurs um das Thema „Assistierter Suizid“ ein. Die Inhalte umfassen Fragen nach dem ärztlichen Selbstverständnis, der Veränderungen ethischer und gesellschaftlicher Normen und Werte und dem Umgang mit Krankheit, Leid und dem Wunsch, selbstbestimmt zu sterben.
Herausgegeben wurden sie von: Wolfgang Beer, Edith Droste, Astrid Giebel und Ulrich Lilie.