SGB II: Freiwillig aktiv statt aktiviert

27. Februar 2018
  • Broschüre
  • Armut und Arbeit
  • Langzeitarbeitslosigkeit

Die Diakonie formuliert in diesem Diskussionsimpuls Handlungsempfehlungen, um für Leistungsberechtigten im SGB II Verbesserungen zu erreichen.

Mehr als zehn Jahre nach Einführung und Umsetzung der Grundsicherung für Arbeitsuchende ist festzustellen, dass das "Aktivierungsparadigma" nicht in jedem Fall zum gewünschten Ziel - Erwerbstätigkeit - führt. Vielmehr hat sich das Phänomen der Langzeitarbeitslosigkeit verfestigt. Denjenigen Menschen, die bereits seit Jahren von Erwerbstätigkeit ausgeschlossen sind, gelingt die nachhaltige Integration in eine bedarfsdeckende Erwerbsarbeit nur sehr selten. Kommunen, die in besonderer Weise von diesem Phänomen der verfestigten Langzeitarbeitslosigkeit betroffen sind, suchen nach Auswegen. Während die Jobperspektiven von Facharbeitern und höher qualifizierten Personen gut sind,  steht bundesweit acht Geringqualifizierten nur eine offene Stelle im Tätigkeitsbereich für Ungelernte zur Verfügung. Regional sind die Chancen zum Teil noch viel schlechter. Da jeder zweite Arbeitslose im SGB-II-Bezug keine abgeschlossene Berufsausbildung hat, sind deren Jobchancenbesonders schlecht und verringern sich mit der Dauer der Arbeitslosigkeit.

Für Menschen, die zwar formal als erwerbsfähig gelten, bei denen jedoch seit Jahren eine Integration in den Arbeitsmarkt nicht gelingt und für die auch öffentlich geförderte sozialversicherungspflichtige Beschäftigung aufgrund ihrer gesundheitlichen und /oder sozialen Situation kein realistisches Angebot mehr ist, stößt das SGB II mit seinem aktivierenden Ansatz und der ausschließlichen Fokussierung auf Arbeitsmarktintegration an seine Grenzen. Trotz Bemühungen der Jobcenter und motivierter Eigeninitiative der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten verbleiben die Menschen im Leistungsbezug der Grundsicherung für Arbeitsuchende.