Arbeitsmigration in der Pflege
Fachkräfte aus dem Ausland gewinnen
Um die Diakonie auf den zu erwartenden Fachkräftemangel in der Kranken- und Altenpflege vorzubereiten, sind frühzeitig Strategien für die Öffnung des deutschen Arbeitsmarkts für Pflegekräfte im Rahmen der EU-Mobilität sowie aus Drittstaaten zu entwickeln und integrationsunterstützende Maßnahmen anzubieten.
Diakonie gibt Orientierungshilfe
Altenhilfe- und Krankenhausträger finden mit einer Orientierungshilfe und Handreichung Unterstützung dabei, internationale Pflegefachkräfte zu gewinnen. Sie können damit bestehende Konzepte der Personalgewinnung im Sinne eines "Diversity Managements" ergänzen. Aber auch junge Menschen aus dem Ausland, die sich für eine Tätigkeit oder eine Ausbildung im Pflegeberuf interessieren, finden auf dieser Seite Informationen.
Maria Loheide, Vorstand Sozialpolitik Diakonie Deutschland „Wir müssen in der Wohlfahrtspflege unsere Strategien zur Personalgewinnung noch besser auf die Einwanderungsgesellschaft ausrichten. Das bedeutet auch für diese Mitarbeitenden Zeit und Geld zu investieren und eine Ankunftskultur zu schaffen”
Nachgefragt
Warum es für ausländische Fachkräfte schwierig ist in Deutschland einen Job zu finden und wie eine internationale Migrationsberatung helfen kann, erklärt Diakonie-Migrationsexperte Johannes Brandstäter.
Eigentlich brauchen sie nur ein Arbeitsangebot aus Deutschland. Allerdings fehlen die Wege dafür, wie Arbeitsuchende außerhalb der Europäischen Union und Arbeitgebende einander finden, wenn die Fachkräfte nicht zur Arbeitssuche einreisen dürfen.
Hier wäre ein Punktesystem sinnvoll: Ein Katalog von Kriterien, die erfüllt sein müssen, damit eine Person ein, zwei Jahre zur Arbeitssuche nach Deutschland kommen kann. Kriterien könnten zum Beispiel Arbeitsangebote, Deutschkenntnisse oder Bildungsabschlüsse sein. Das funktioniert aber nur, wenn wir für diese Menschen auch Zeit und Geld investieren und eine Ankunftskultur schaffen. Es braucht Ausbildungen, Qualifikationsmaßnahmen und erschwingliche Wohnungen.
Fachkräfte aus dem Ausland, die in Deutschland arbeiten möchten, können sich bei dem Portal make it in germany informieren. Die Diakonie hat außerdem eine Handreichung mit praktischen Tipps zur Gewinnung für Einrichtungen herausgegeben.
Die großen Krankenhäuser haben zwar oft eigene Personalgewinnungsstrategien. Allerdings fehlt meistens eine Strategie für die interkulturelle Öffnung der Personalgewinnung. Dazu gehört die Schaffung einer betrieblichen Ankunfts- und Willkommenskultur.
Kleinere Altenpflegeeinrichtungen haben meistens keine eigenen Personalgewinnungsstrategien. Deswegen ist es hier umso wichtiger in Netzwerken zu arbeiten. In Württemberg gibt es zum Beispiel ein Welcome-Center Sozialwirtschaft. Für kleinere Einrichtungen bietet es sich an, gemeinsame Pools anzulegen und Kontakte in Herkunftsländer oder zu Eingewanderten-Communities zu pflegen. Außerdem kann man bei den Modellprojekten nachfragen.
Eine internationale Migrationsberatung kann hier helfen. Die Idee ist, dass wir die Menschen beraten bevor sie nach Deutschland kommen – und zwar nicht nur im Bereich Arbeit, sondern auch Aufenthalt oder Familienzusammenführung. Wir wollen mit der Migrationsberatung unabhängige, realistische Informationen am Abreiseort bieten. Damit können wir verhindern, dass zum Beispiel Fluchtwillige eine gefährliche Reise antreten, um dann zu erfahren, dass sie hier keine Perspektive haben. Wir können im Vorfeld mit unseren inländischen Migrationsberatungsdiensten klären, wo welche Fachkraft gebraucht wird oder ob es vor Ort Einwanderungs-Communities oder Verwandte gibt.
Eine internationale Migrationsberatung könnte zum Beispiel in Ländern stationiert sein, wo wir als Diakonie schon Beziehungen zu haben: Rumänien, Polen, Ukraine oder Russland. Und auch Standorte, wo die Leute in die Boote steigen, würden sich anbieten. Hierzu sind wir mit unserer Schwesterorganisation Brot für die Welt im Gespräch.
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Ansprechpartner

Johannes Brandstäter
Migrationspolitische Grundsatzfragen (Migration)
[email protected]